Berlin (epd). Die Sozialwissenschaftlerin Irme Stetter-Karp bleibt Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Die 69-Jährige wurde am Freitag auf der Vollversammlung des ZdK in Berlin mit mehr als 80 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit gewählt. Als Vizepräsidentinnen und -präsidenten wurden die Journalistikprofessorin Claudia Nothelle, der Theologe und Hochschullehrer Thomas Söding, die Entwicklungsexpertin Dorothee Klüppel und Volkswirt Christian Gärtner gewählt. Für Klüppel und Gärtner ist es die erste Amtszeit.
Stetter-Karp ist seit 2021 im Amt. Sie ist die zweite Frau an der Spitze des ZdK. Von 1988 bis 1997 war die CDU-Politikerin Rita Waschbüsch erste Vorsitzende der katholischen Laienorganisation. Stetter-Karp ist zudem die erste Person an der Spitze des ZdK, die nicht CDU oder CSU angehört. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, gratulierte ihr zur Wiederwahl und dankte für die bisherige „gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“.
Für Möglichkeit von Schwangerschaftsabbrüchen
1956 in Ellwangen geboren, war Stetter-Karp lange in der Diözese Rottenburg-Stuttgart tätig und leitete dort zuletzt die Hauptabteilung Caritas im bischöflichen Ordinariat. Von 2010 bis 2022 war sie zudem Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Seit 2020 ist Stetter-Karp im Ruhestand.
Die verheiratete Mutter zwei erwachsener Kinder hatte 1999 für die Schwangerschaftskonfliktberatung den Landesverband Baden-Württemberg des Vereins donum vitae mitgegründet. Sie spricht sich dafür aus, dass medizinische Schwangerschaftsabbrüche flächendeckend in Deutschland möglich sein müssen und steht damit konträr zur Haltung der katholischen Bischöfe.
Klare Abgrenzung zur AfD
Zudem vertritt sie eine klare Abgrenzung zur AfD. Diese Haltung hat sie auf der Vollversammlung auch gegenüber dem Bund der katholischen Unternehmer (BKU) erneuert. Der BKU hatte sich ähnlich wie der Verband der Familienunternehmen zuletzt gegen eine vollständige Blockade der AfD ausgesprochen. Stetter-Karp sagte dagegen, Gespräche mit AfD-Politikern und -Funktionären werde es mit dem ZdK nicht geben. Anders verhalte es sich mit den Wählerinnen und Wählern der Partei.
„Unser Glaube gibt uns Kraft, öffentlich für die Würde aller Menschen einzustehen“, betonte sie. In Zeiten, in denen die Feinde der Demokratie stärker werden, „zeigen wir Haltung für eine gerechte Gesellschaft, für Zusammenhalt und für eine Erneuerung unserer Kirche!“
Vertrauen zurückgewinnen
Ihre neu ins Amt gewählte Vizepräsidentin Dorothee Klüppel betonte, sie stehe für eine internationale Perspektive. Ihr gehe es um Gerechtigkeit und Solidarität für die Menschen weltweit, sagte die Leiterin der Abteilung Afrika und Naher Osten beim katholischen Entwicklungswerk Misereor. Dem Volkswirt und Marktforscher Christian Gärtner geht es als Neu-Präsdiumsmitglied nach eigenen Worten darum, durch die Missbrauchsskandale verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und darin die zahlreichen Engagierten in den Ortsgemeinden zu unterstützen.




