Ankara (epd). Religion darf nach den Worten von Papst Leo XIV. nicht zur Rechtfertigung von Krieg und Gewalt herangezogen werden. Das müsse „wie jede Form von Fundamentalismus und Fanatismus, entschieden abgelehnt werden“, sagte der Papst am Freitag im türkischen Iznik. Bei einem ökumenischen Gebetstreffen mit den Oberhäuptern der orthodoxen Kirchen erinnerte der Papst an das Konzil von Nizäa im Jahr 325. Das Konzil gilt als erste ökumenisches Bischofstreffen der Geschichte.
„Die Wege, die wir einzuschlagen haben, sind jene der geschwisterlichen Begegnung, des Dialogs und der Zusammenarbeit“, sagte Leo in seiner Ansprache weiter. Es gebe eine universale Geschwisterlichkeit, unabhängig von Ethnie, Nationalität, Religion oder Meinung. „Die Religionen sind von Natur aus Hüter dieser Wahrheit und sollten die einzelnen Personen, Gruppen von Menschen und Völker dazu ermutigen, sie anzuerkennen und zu praktizieren“, sagte er.
Bartholomäus betont Gemeinsamkeiten
Der ökumenische Patriarch Bartholomäus I. von Istanbul betonte in seinen einleitenden Worten ebenfalls die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Konfessionen. „Wir sind hier, um lebendiges Zeugnis für denselben Glauben abzulegen, den die Väter von Nizäa bekundet haben“, sagte er. „Wir kehren zu dieser Quelle des christlichen Glaubens zurück, um voranzuschreiten.“ Das nizänische Glaubensbekenntnis, das damals entstand und das Christen bis heute gemeinsam sprechen, sei wie ein Samen für das gesamte christliche Dasein. „Es ist kein Symbol für ein bloßes Minimum, sondern ein Symbol für das Ganze“, sagte der orthodoxe Kirchenführer.
Nach der Ansprache des katholischen Kirchenoberhaupts beteten alle Anwesenden gemeinsam das Glaubensbekenntnis. Bartholomäus und Leo wollen am Samstag eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen - als weiteres Zeichen der Annäherung zwischen dem Vatikan und dem orthodoxen Osten.
Treffen mit Vertretern des Judentums
In Istanbul hatte Leo am Freitagvormittag auch hochrangige Vertreter der jüdischen Gemeinschaft der Türkei getroffen. Mit dem neuen türkischen Oberrabbiner David Sevi und seinen Begleitern sei darüber gesprochen worden, dass der Papstbesuch ein „Signal des Friedens und eine Stütze für alle Religionsgemeinschaften im Land“ sein möge. Das teilte das Presseamt des Vatikans im Anschluss an das rund 15-minütige Gespräch mit. In der Türkei leben rund 14.500 Menschen jüdischen Glaubens.
Die Papstreise, die noch bis Dienstag dauert, steht ganz im Zeichen der Ökumene und des Friedens. Am Sonntag will Papst Leo in den Libanon weiterreisen, wo er unter anderem in Beirut der verheerenden Explosion im Hafen im Jahr 2020 gedenken möchte.
Die Reise in die Türkei und in den Libanon ist die erste apostolische Auslandsreise des neuen Papstes. Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost war am 8. Mai zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt worden.




