Chemnitz (epd). Die Kulturkirchen-Beauftragte Ulrike Lynn sieht eine spürbare Weiterentwicklung der Chemnitzer Stadtgesellschaft im europäischen Kulturhauptstadtjahr 2025. Die Stadt und ihre Einwohnerinnen und Einwohner seien mit ihren Aufgaben gewachsen, in der Gemeinschaft, der Eigenständigkeit und der Kreativität. Das Selbstbild der Menschen habe sich positiv verändert, sagte Lynn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Kulturhauptstadtjahr Chemnitz 2025 geht am Wochenende offiziell zu Ende.
Viele Menschen hätten gemerkt, „dass ihr Mitwirken tatsächlich Einfluss auf den Alltag und das gemeinsame Leben hat“. Dies gehöre „zu den wertvollsten Veränderungen, die dieses Kulturhauptstadtjahr angestoßen hat“. Lynn ist katholische Beauftragte für die Kulturkirche. Zusammen mit ihrem evangelischen Kollegen, Pfarrer Holger Bartsch, verantwortete sie das Programm der Kirchen 2025. Lynn betonte, dass auch die ökumenische Zusammenarbeit einen Schub bekommen habe.
Kirchen als Partner wahrgenommen
Kirche habe im Kulturhauptstadtjahr „ein neues Gesicht bekommen“, sagte Lynn. Besonders spürbar sei dies in der Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung: „Dort wird Kirche inzwischen als eine wichtige Präsenz im Alltag und als ernstzunehmender Partner in kulturellen Prozessen wahrgenommen.“
„Wir als Kirchen haben wirklich alles gegeben und ein außergewöhnlich umfangreiches Programm auf die Beine gestellt“, sagte Lynn. In der säkularen Stadtgesellschaft sei dies als äußerst gelungen wahrgenommen worden. „Als Kirchen haben wir Prozesse angestoßen, die Menschen eingeladen haben, sich auseinanderzusetzen mit Themen, kulturellen Ausdrucksformen, mit dem Anderen und nicht zuletzt mit sich selbst“, sagte Lynn.
Vergessene Plätze im Rampenlicht
Am meisten überrascht habe sie „der Mut der Stadt“, von jedem Einzelnen und zugleich von der Gemeinschaft als Ganzem. Das Rampen- und Bühnenlicht sei bewusst auf das bisher Ungesehene gelenkt worden: in Garagen, Werkstätten und auf vergessene Plätze, die plötzlich Anerkennung und Aufmerksamkeit erhielten.
Zu den besonderen Höhepunkten zählte Lynn das Martin-Luther-King-Musical, das Kulturkirchenfest und die Kunst am Purple Path. Für sie persönlich seien „die bedeutendsten Momente jedoch eher im Leisen“ gewesen, jene Erfahrungen, die weniger im Rampenlicht standen, aber nachhaltige Veränderungen angestoßen hätten. Dazu gehöre das Projekt „History of Citizens“, das den Wert und die Schönheit des Alters in den Mittelpunkt rückte.




