Frankfurt a.M., Bissau (epd). Einen Tag nach ihrer Machtübernahme festigen die Militärs in Guinea-Bissau ihre Macht. Laut übereinstimmenden Medienberichten wurde General Horta N'Tam am Donnerstag zum Interimsstaatschef ernannt. Am Mittwoch hatte eine Gruppe von Offizieren erklärt, die Kontrolle über das Land mit rund 2,2 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern übernommen zu haben. Nach Putschen unter anderem in Mali, Burkina Faso und Guinea steuert nun ein weiteres westafrikanisches Land auf eine Militärherrschaft zu.
Wie der britische Sender BBC berichtete, legte N'Tam während einer kurzen Zeremonie im Hauptquartier der Armee seinen Amtseid ab. Demnach soll er zunächst für ein Jahr regieren. Auch Guinea-Bissaus Staatssender TGB berichtete auf Facebook über die Ernennung des Generals.
Schüsse um den Präsidentenpalast
Eine Gruppe von Offizieren hatte am Mittwoch die Absetzung von Präsident Umaro Sissoco Embaló und die Übernahme des Landes verkündet. Embaló hatte der Zeitung „Jeune Afrique“ zuvor von seiner Festnahme berichtet. In der Nähe des Präsidentenpalastes waren laut Medienberichten Schüsse zu hören. Erst am Sonntag war die Bevölkerung zu Präsidentschaftswahlen aufgerufen. Die Ergebnisse sollten am Donnerstag veröffentlicht werden.
Die Gruppe bezeichnet sich als „Militärisches Oberkommando zur Wiederherstellung der Ordnung“. Laut RFI begründete sie die Machtübernahme mit der Abwehr eines Plans zur Destabilisierung des Landes, an dem Drogenhändler beteiligt gewesen sein sollen.
Mehrere Putsche in Westafrika
Die Afrikanische Union (AU) verurteilte den Putsch. Der AU-Kommissionsvorsitzende Mahmoud Ali Youssouf forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung von Embaló sowie aller festgehaltenen Beamten. Zuvor hatten sich bereits die Wahlbeobachtungsmissionen von AU und der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas besorgt geäußert.
In Westafrika haben in den vergangenen Jahren in mehreren Ländern Militärs die Macht übernommen, so etwa in Mali, Burkina Faso und Guinea. Die Versprechen, zur Demokratie zurückzukehren, wurden mehrfach gebrochen. Guinea-Bissau war laut Auswärtigem Amt seit der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1973 von „großer politischer Instabilität“ geprägt. In dem Land gab es seither vier Staatsstreiche und eine Vielzahl an Putschversuchen.




