Vereinte Nationen: Armut in Lateinamerika auf Rekordtief

Vereinte Nationen: Armut in Lateinamerika auf Rekordtief
Die Armutsrate in Lateinamerika liegt so niedrig wie nie. Dennoch lebt jeder Vierte in Armut. Zudem ist die Ungleichheit den UN zufolge anhaltend groß.

Berlin, Santiago der Chile (epd). Die Armutsrate in Lateinamerika und der Karibik ist auf ein Rekordtief gesunken. 2024 lebte in der Region jede vierte Person in Armut, so wenig wie noch nie seit Beginn der Zählungen, teilte die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) am Mittwoch (Ortszeit) in Santiago de Chile mit. Im Vergleich zu 2023 sank die Armutsrate demnach um 2,2 Prozentpunkte und lag bei 25,5 Prozent der Bevölkerung.

Gleichzeitig warnte die Organisation vor einer anhaltend großen Ungleichheit. Die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung haben demnach im vergangenen Jahr 34,2 Prozent der Gesamteinkommen eingenommen, das ärmste Zehntel hingegen habe lediglich 1,7 Prozent der Einkommen generiert.

Grund für die geringere Armut ist der Cepal zufolge vor allem die Entwicklung in den bevölkerungsreichen Ländern Mexiko und Brasilien. Dort seien in den vergangenen Jahren erfolgreiche Programme zur Armutsbekämpfung angelaufen. Auch die Ungleichheit sei zwar zurückgegangen, erklärte die Organisation. Sie sei allerdings weiter doppelt so groß wie in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und stelle ein erhebliches Problem für soziale Mobilität dar.

Investitionen in Bildung und Sozialversorgung nötig

Um Armut und Ungleichheit weiter zu reduzieren, rief die Cepal die Staaten der Region dazu auf, in Bildung zu investieren. Kindergärten und Schulen müssten ausgebaut, der allgemeine Zugang zu weiterführenden Schulen garantiert und Schulabbruch vermieden werden, so die Experten. Zudem müssten die technischen Kapazitäten und finanzielle Ausstattung von sozialen Institutionen gestärkt und auf lange Zeit garantiert werden.

Lateinamerika und die Karibik ist nach Afrika südlich der Sahara die Region mit der größten Ungleichheit der Welt. Fehlende Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg und Armut sind Hauptprobleme der Bevölkerung. Regelmäßig kommt es daher zu massiven Protesten in einzelnen Ländern der Region.