Berlin (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht die Arbeitgeber in der Pflicht, zur Senkung des Krankenstands beizutragen. „Anlass zur Sorge gibt die hohe Zahl an Krankschreibungen für psychische Erkrankungen und Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems wie Rückenbeschwerden“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Dagegen müssten Arbeitgeber mehr tun: bessere betriebliche Prävention, wo möglich Arbeitsstress reduzieren und mehr wirksame Schutzmaßnahmen für die Gesundheit der Beschäftigten.
Piel wandte sich dagegen, krankgemeldete Beschäftigte unter einen Generalverdacht zu stellen. Befragungen des DGB zeigten, dass im vergangenen Jahr 63 Prozent der Beschäftigten trotz Krankheit gearbeitet hätten. „Die Folgekosten dieser schlechten Praxis, nämlich krank zur Arbeit zu gehen, Kolleginnen und Kollegen anzustecken und das Risiko von Unfällen am Arbeitsplatz hochzutreiben, sind nachweislich etwa doppelt so hoch wie die Kosten krankheitsbedingter Fehlzeiten“, sagte das DGB-Vorstandsmitglied. Den höheren Krankenstand in diesem Herbst erklärte Piel auch mit der neuen elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, die Krankmeldungen vollständig erfasse.
Connemann für Videosprechstunde statt Krankschreibung per Telefon
Dagegen sagte Gitta Connemann, Bundesvorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) von CDU und CSU: „Die Hürden für eine Krankmeldung sind zu niedrig.“ „Die telefonische Krankschreibung war in der Pandemie richtig. Aber heute haben wir andere Möglichkeiten“, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete den Funke-Zeitungen. Videosprechstunden würden eine deutlich präzisere Diagnose erlauben.




