Amnesty prangert Gräuel in Al-Faschir an

Sudanesische Frauen, die aus Al-Faschir vertrieben wurden, hängen Wäsche zum Trocknen an einen Baum im Lager El-Afadh in Al Dabbah im Nordsudan.
Marwan Ali/AP/dpa
Vertriebene Sudanesische Frauen hängen Wäsche an einem Strauch auf. Wer noch in der Stadt Al-Faschir lebt, sei von Massakern, Hinrichtungen oder Gewalttaten bedroht, berichten Geflohene.
Verbrechen im Sudan
Amnesty prangert Gräuel in Al-Faschir an
Die Berichte über Gräueltaten im Sudan reißen nicht ab. Überlebende aus der Stadt Al-Faschir berichten laut Amnesty von Hinrichtungen und anderen Verbrechen der RSF-Miliz.

Amnesty International hat weitere Berichte über Gräueltaten der RSF-Miliz in der sudanesischen Stadt Al-Faschir zusammengetragen. Überlebende hätten berichtet, dass Kämpfer der RSF-Miliz bei der Einnahme der Stadt unbewaffnete Männer hingerichtet und Dutzende Frauen und Mädchen vergewaltigt hätten, teilte die Menschenrechtsorganisation am Dienstag mit. Ganze Gruppen von Männern seien laut Zeugenaussagen erschossen, geschlagen oder als Geiseln gefangen genommen worden, hieß es.

Die RSF-Miliz ("Rapid Support Forces") hatte die Stadt Al-Faschir im Bundesstaat Nord-Darfur nach monatelanger Belagerung Ende Oktober eingenommen. Es gibt seitdem zahlreiche Hinweise auf Massaker und andere Verbrechen an der Bevölkerung. Eine Mission des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen soll Fakten und Beweise zusammentragen.

Die Welt dürfe angesichts des brutalen Angriffs des RSF nicht wegschauen, forderte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard. Es handele sich um Kriegsverbrechen und möglicherweise auch "andere Verbrechen unter internationalem Recht".

Menschen "wie Fliegen" getötet

Amnesty hat für den Bericht nach eigenen Angaben mit 28 Menschen gesprochen, die geflohen sind. Die Aussagen zählten zu den ersten Berichten von Augenzeugen, die Al-Faschir nach dem Einmarsch der RSF-Miliz verlassen hätten, hieß es. Überlebende, die von Amnesty interviewt wurden, sprechen von einem "Massaker". Die RSF-Kämpfer hätten Menschen "wie Fliegen" getötet, wird ein 34-jähriger Mann zitiert.

Im Sudan tragen die RSF-Miliz und die reguläre Armee seit mehr als zweieinhalb Jahren einen erbitterten Machtkampf aus. Der Krieg hat eine der schwerwiegendsten humanitären Katastrophen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Mehr als 21 Millionen Menschen sind in dem nordostafrikanischen Land laut den Vereinten Nationen von akutem Hunger betroffen, knapp die Hälfte der Bevölkerung. Millionen von Menschen sind auf der Flucht.