Erneuter Anstieg häuslicher Gewalt

Erneuter Anstieg häuslicher Gewalt
Gewaltstraftaten gegen Frauen nehmen weiter zu, wie aus Zahlen des Bundeskriminalamts hervorgeht. Die Bundesregierung kündigt Gesetzesverschärfungen an. Sozialverbände dringen derweil auf eine ausreichende Unterstützung der Frauenhäuser.
21.11.2025
epd
Von Corinna Buschow (epd)

Berlin (epd). Fälle häuslicher Gewalt haben im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Wie aus dem am Freitag vorgestellten Lagebild des Bundeskriminalamts hervorgeht, gab es 2024 fast 266.000 Opfer häuslicher Gewalt. Das waren rund 10.000 mehr als im Jahr zuvor. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte in Berlin, zum überwiegenden Teil gehe es dabei um Partnerschaftsgewalt. Die Statistik registrierte in dem Bereich rund 171.000 Opfer, die allermeisten davon - fast 136.000 - waren Frauen oder Mädchen.

Anstiege verzeichnet auch das Lagebild zu geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichteten Straftaten. Demnach wurden 2024 mehr Sexualstraftaten sowie Fälle von Menschenhandel und digitaler Gewalt gezählt. 308 Frauen und Mädchen wurden getötet (2023: 340). Der Rückgang an dieser Stelle sei kein Grund, sich zurückzulehnen, sagte Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU). Die Zahlen insgesamt bedeuteten, dass durchschnittlich pro Stunde 15 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt würden, sagte sie.

Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht

Dobrindt und Prien kündigten Konsequenzen aus den Zahlen an. Die Politik tue nicht genug für den Schutz von Frauen, sagte Dobrindt. Die Bundesregierung hatte in dieser Woche Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, die unter anderem durch für Gewalttäter verpflichtende Fußfesseln Frauen vor Übergriffen schützen sollen. Man wolle aber auch darüber hinaus noch Maßnahmen ergreifen, sagten Dobrindt und Prien.

Dazu gehört der Plan der Koalition, für Vergewaltigungen unter Einsatz von K.O.-Tropfen oder anderer Substanzen, die das Opfer handlungsunfähig machen, höhere Strafen zu verhängen. Justizministerin Stefanie Hubig (SPD) kündigte außerdem an, dass Opfer häuslicher Gewalt ein Recht auf psychosoziale Prozessbegleitung bekommen sollen.

Prien stellte zudem eine stärkere Erforschung des Dunkelfelds in Aussicht. Bisherige Forschungen zeigen, dass häusliche Gewalt wahrscheinlich nur zu einem sehr kleinen Teil angezeigt und damit überhaupt bekannt wird. Dobrindt hob hervor, dass im Bereich häuslicher Gewalt nicht-deutsche Tatverdächtige gegenüber dem Anteil in der Bevölkerung überrepräsentiert sind. Das gelte aber auch für die Opfer.

Sozialverbände pochen auf versprochene Mittel für Frauenhäuser

Sozialverbände drangen angesichts des erneuten Anstiegs von Gewalt gegen Frauen auf eine sichere Finanzierung für Frauenhäuser. Noch vor der Bundestagswahl hatte der Bundestag das Gewalthilfegesetz verabschiedet, das ab 2032 einen Rechtsanspruch auf einen Schutz und bis dahin den entsprechenden Ausbau der Strukturen verspricht. Ohne massive Investitionen werde Gewalt gegen Frauen nicht zu stoppen sein, sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, Joachim Rock. Bundesweit fehlten noch mehr als 12.000 Frauenhausplätze.

Die Vorständin der Diakonie Deutschland, Elke Ronneberger, erklärte, man erlebe zurzeit sogar, „dass die Mittel für Frauenhäuser und Fachberatungsstellen gekürzt und steigende Personal- und inflationsbedingte Mehrkosten nicht ausreichend refinanziert werden“. Wenn die Bundesregierung es mit dem Gewaltschutz ernst meine, dürfe dies keine Frage der Haushaltslage sein, sagte sie.