Belém (epd). Bei der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém sind am Donnerstag die Verhandlungen wegen eines Brandes unterbrochen worden. Im Bereich der Länderpavillons breiteten sich Flammen und Rauch aus. Das gesamte Gelände wurde evakuiert, wie die Konferenzpräsidentschaft mitteilte. Das Feuer sei inzwischen unter Kontrolle, hieß es am frühen Nachmittag (Ortszeit). Es habe keine Verletzten gegeben. Über die Ursache des Brandes wurde zunächst nichts bekannt.
Den Angaben zufolge ist die brasilianische Feuerwehr im Einsatz. Eine umfangreiche Sicherheitsüberprüfung des Areals sei geplant. Vorübergehend sei die Hoheitsgewalt über das UN-Gelände auf die brasilianischen Behörden übertragen worden.
Bei dem Klimagipfel verhandeln mehr als 190 Länder seit dem 10. November über Maßnahmen für ambitionierteren Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Das Treffen soll offiziell am Freitag zu Ende gehen. Mehr als 50.000 Teilnehmer sind angemeldet.
„Die Welt schaut zu“
Einen Tag vor dem offiziellen Abschluss rief UN-Generalsekretär António Guterres die Verhandler zu mutigen Entscheidungen auf. „Die Welt schaut zu“, sagte er in der brasilianischen Amazonasmetropole. Jede Delegation müsse sich jetzt kompromissbereit zeigen, um einen ausgewogenen Deal zu ermöglichen. Auch die am meisten vom Klimawandel betroffenen Staaten mahnten zu entschlossenem Handeln und warnten vor den Folgen einer Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze.
Es sei bereits jetzt deutlich, dass die im Pariser Abkommen festgehaltene 1,5-Grad-Grenze bei der Erderwärmung in den 30er Jahren überschritten werde, sagte Guterres. Aber bis Ende des Jahrhunderts könnte die Temperatur wieder unter diese Marke gedrückt werden. Dafür müsse die Konferenz den Weg ebnen: „Die Mission beginnt hier.“ Guterres forderte eine „drastische Reduktion der Emissionen“. Dazu sei eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas nötig.
Ärmste Länder und Inselstaaten warnen vor Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze
Auch die am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder warnten am Donnerstagmorgen (Ortszeit) eindringlich vor den Folgen einer Überschreitung der 1,5-Grad-Grenze. „Wenn wir über 1,5 Grad hinausgehen, sind wir dem Untergang geweiht“, sagte der Vorsitzende der Gruppe der ärmsten Länder (LDC), Evans Njewa, aus Malawi. Das Überleben der Menschen in den kleinen Inselstaaten und den ärmsten Ländern sei gefährdet, ihre Existenzgrundlagen seien durch steigende Meeresspiegel, zunehmende Dürren und Überschwemmungen bedroht.
Steven Victor, Umweltminister des pazifischen Inselstaats Palau, machte deutlich: „Unsere Menschen verlieren gerade jetzt ihr Leben und ihre Lebensgrundlagen durch Stürme von beispielloser Stärke.“ Er fordere daher einen robusten globalen Aktionsplan, um die Welt wieder auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen. Zudem verlangen die am meisten betroffenen Staaten deutlich mehr Finanzhilfen von den Industriestaaten für Anpassungsmaßnahmen - 120 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2030.
Deutschland gibt eine Milliarde für Tropenwaldfonds
Nicht Teil der Verhandlungen, aber ein wichtiges Projekt für Gastgeberland Brasilien ist der Tropenwaldfonds. Deutschland hatte am Mittwochabend (Ortszeit) bestätigt, den Fonds mit einer Milliarde Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren unterstützen zu wollen. Mit dem Finanzierungsmechanismus, der sogenannten Tropical Forest Forever Facility (TFFF), sollen Länder für den Erhalt tropischer Wälder entschädigt werden. Mehrere Länder, darunter Brasilien und Norwegen, hatten bereits Summen in Milliardenhöhe für den Fonds zugesagt. Deutschland hatte sich zunächst nicht konkret festgelegt.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) betonte am Donnerstag, Deutschland habe dabei keine finanziellen Eigeninteressen. „Wir wollen, dass der Regenwald und die Menschen, die Indigenen, eine Rendite haben, indem sie nicht abholzen, sondern mit dem Wald leben können.“ 20 Prozent der Fondsmittel sollen an indigene Gruppen fließen.




