Bergisch Gladbach (epd). Frauen gehen nach Erfahrungen der Bestatterin Hanna Roth gelassener mit dem Tod um als Männer, weil sie sich vorher schon mehr damit beschäftigt haben. „Sie können besser loslassen, weil sie ihren Tod vorbereitet haben“, sagte die Geschäftsführerin des Bestattungsunternehmens Pütz-Roth in Bergisch Gladbach dem Evangelischen Pressedienst (epd). Frauen wollten genau hinschauen, während Männer den Tod „eher wegschieben, nicht auf die Gefühlsebene wollen und technische Fragen stellen: welcher Sarg - Eiche oder Buche? Wer übernimmt die Abmeldung, wohin fahren Sie ins Krematorium?“
In ihrer Arbeit erlebe sie immer wieder, dass Frauen sich dem Sterben ganz anders stellen, etwa bei der Vorsorge, sagte Roth, die auch Autorin des Buches „Sterben Frauen anders? Erfahrungen zwischen Empathie, Stärke und Schmerz“ ist. „Es trauen sich viel mehr Frauen, zu uns ins Bestattungshaus zu kommen und gedanklich durchzuspielen, wie sie sterben und beerdigt werden wollen, als Männer.“ Frauen könnten anders mit Übergängen umgehen, weil sie es gewohnt seien, Abschiede zu nehmen: „Der Abschied von der Kindheit mit der ersten Monatsblutung, dann bei Schwangerschaft und Geburt, wenn der Körper sich verändert, oder später, wenn die Kinder aus dem Haus gehen.“
Frauen werden älter und sterben daher einsamer
Viele Frauen pflegen nach den Worten der Trauerbegleiterin Angehörige bis zum Tod und begleiten ihre Eltern im Sterbeprozess, „lauter Grenzerfahrungen“. Frauen seien auch in den Care-Berufen wie Alten- und Krankenpflege viel stärker vertreten als Männer. Ein weiterer Unterschied zwischen den Geschlechtern: Weil Frauen ihre Männer im Schnitt um fünf Jahre überleben, sterben sie nach Roths Beobachtung auch einsamer und langsamer. „Männer sterben oft plötzlich, durch Herzinfarkt oder sogar Suizid, während Frauen etwa an Krebs sterben, oder sie werden im höheren Alter dement“, sagte die 38-jährige Bestatterin, die in 14 Berufsjahren Tausende Tote gesehen hat.
Mit 90 Jahren sei bei den Frauen oft der Freundes- und Bekanntenkreis weg, was zu großer Einsamkeit führen könne, erklärte Roth. „Aber weil sie sich ein Leben lang mit Loslassen und Trauern beschäftigt haben, habe ich trotzdem den Eindruck, dass sie auch für sich selbst gelöster loslassen können - das lese ich in den Gesichtern der Toten.“
Den Tod bedenken kann Lebensfreude geben
Grundsätzlich rät Roth, den Tod ins Leben zu holen und sich beizeiten mit ihm zu beschäftigen. „Dieses Memento mori, den Tod bedenken, kann einem eine andere Leichtigkeit und Lebensfreude geben“, betont sie. „Weil man sich dessen bewusst wird, dass das Leben nicht unendlich ist und der Tod dazugehört.“ Wer sich mit dem Tod auseinandersetze, könne „das Leben auf eine ganz andere Art genießen und verschwendet nicht so viel davon“.



