Bundesamt: Immer mehr Menschen verweigern Dienst an der Waffe

Bundesamt: Immer mehr Menschen verweigern Dienst an der Waffe
Beim Wehrdienst hat sich die Koalition in Berlin auf ein freiwilliges Modell geeinigt. Unterdessen klettert die Zahl der Anträge auf Kriegsdienstverweigerung einem Zeitungsbericht zufolge auf ein neues Hoch.

Osnabrück, Köln (epd). Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in Deutschland ist auf einen Höchststand seit der Aussetzung der Wehrpflicht vor 14 Jahren gestiegen. Bis Ende Oktober 2025 gingen beim zuständigen Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben mit Sitz in Köln 3.034 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung ein, wie eine Sprecherin des Bundesamtes am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. So viele Anträge hatte es zuletzt 2011 gegeben. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) über den neuen Höchststand berichtet.

Antragszahlen seit Jahren steigend

Den Angaben des Bundesamtes zufolge steigen die Antragszahlen seit Jahren an: 2023 gab es insgesamt 1.079 Anträge. Im vergangenen Jahr 2024 verdoppelte sich die Zahl auf 2.249. Im Jahr 2019, acht Jahre nach der Aussetzung der Wehrpflicht und drei Jahre vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, hatte die Zahl der Verweigerer noch bei 110 gelegen.

Laut der Behörde verweigerten in diesem Jahr in mehr als der Hälfte der Fälle Ungediente den Kriegsdienst - von Januar bis Ende Oktober 2025 waren es 1.562. Dazu kamen Anträge von 1.324 Reservisten und 148 Soldaten. Das Bundesamt entscheidet nur bei jenen Menschen, die zuvor von der Bundeswehr als tauglich gemustert worden waren.

Grundrecht gilt auch ohne Wehrpflicht

Das im Grundgesetz verankerte Recht, aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, besteht nach Angaben des Bundesamtes auch unabhängig von der Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht. Anträge auf Verweigerung müssen beim zuständigen Karrierecenter der Bundeswehr gestellt werden. Dieses reicht den Antrag dann an das Bundesamt weiter, das letztlich entscheidet.

Die schwarz-rote Koalition im Bundestag hatte sich in der vergangenen Woche nach langem Streit auf ein freiwilliges Modell beim Wehrdienst geeinigt. Dabei werden für jedes Jahr konkrete Zielangaben festgelegt, um genügend Freiwillige anzuwerben. Die 2011 ausgesetzte Wehrpflicht kommt in Deutschland vorerst nicht zurück. Vom kommenden Jahr an sollen jedoch alle jungen Männer ab Jahrgang 2008 verpflichtend gemustert werden.

Wenn die Zielvorgaben nicht erreicht werden, soll der Bundestag der Einigung zufolge über die Einführung einer „Bedarfswehrpflicht“ entscheiden. Die Idee dahinter ist, nur die jungen Männer einzuziehen, die von der Bundeswehr tatsächlich gebraucht werden.