Belém (epd). Zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen setzen immer mehr Länder auf erneuerbare Energien - doch laut einer Analyse reichen die Bemühungen nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. Fortschritte seien über die Jahre unübersehbar, sagte Thea Uhlich, Referentin bei der Umweltorganisation Germanwatch, am Dienstag in Belém zur Veröffentlichung des Klimaschutz-Index. Aber gerade bei den G20-Staaten hätten die positiven Tendenzen für erneuerbare Energien und Elektrifizierung zu spät begonnen, „um bereits die notwendigen Emissionsreduktionen zu erreichen“.
Die neue Ausgabe des Klimaschutz-Index von Germanwatch und dem „NewClimate Institute“ wurde auf der 30. Weltklimakonferenz in der brasilianischen Amazonas-Stadt Belém vorgestellt. Darin werden die Klimaschutzbemühungen von 63 Ländern sowie der EU in einer Rangliste miteinander verglichen.
Deutschland rutscht ab
Deutschland rutscht auf Rang 22 ab und erreicht damit die schlechteste Platzierung seit sechs Jahren. Vergangenes Jahr belegte Deutschland noch Platz 16. Laut den Fachleuten schneidet die Bundesrepublik zwar beim Energieverbrauch gut ab, liegt bei den Treibhausgasemissionen, den erneuerbaren Energien und der Klimapolitik aber im Mittelfeld. Deutschland werde von fast der Hälfte der EU-Staaten überholt, hieß es.
„Besonders enttäuschend ist die gesunkene Platzierung bei der Klimapolitik“, sagte Co-Autor Jan Burck von Germanwatch. Gründe seien etwa der starke Fokus auf Gas und fehlende Maßnahmen zur Emissionssenkung in den Problemsektoren Verkehr und Gebäuden. Hinzu kommen laut den Fachleuten neue Daten zu Emissionen aus Wäldern, die eine schlechtere Bilanz aufwiesen als bisher verzeichnet.
Positiv sei, dass die Ampel-Koalition den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich beschleunigt habe, sagte Burck. Die aktuelle Bundesregierung müsse nun dafür sorgen, dass diese Dynamik weitergehe.
Dänemark seit Jahren Spitzenreiter
Am besten schneidet in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge Dänemark ab, gefolgt von Großbritannien und Marokko. Allerdings bleiben wie in den Vorjahren die Plätze eins bis drei symbolisch leer. Auch weiterhin tue kein Land genug, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, hieß es. Das Pariser Abkommen von 2015 sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Dänemark sei „mittlerweile so eine Art FC Bayern München des internationalen Klimaschutzes“, sagte Uhlich. Die Fachleute stellen Dänemark unter anderem beim Ausbau erneuerbarer Energie ein sehr gutes Zeugnis aus. Marokko wiederum überzeugt laut Co-Autor Niklas Höhne vom „NewClimate Institute“ mit großen Investitionen in den öffentlichen Verkehr sowie einem ambitionierten neuen Klimaziel für 2035.
Saudi-Arabien ist Schlusslicht
Schlusslicht der Rangliste ist Saudi-Arabien, gefolgt vom Iran. Die USA, in denen Präsident Donald Trump den Klimaschutz deutlich zurückgefahren hat, stürzen auf den drittletzten Platz ab, knapp hinter Russland. Im Vorjahr waren die Vereinigten Staaten auf Platz 57 gelandet und damit ebenfalls im hinteren Drittel. China, der derzeit größte Verursacher von CO2-Emissionen, liegt auf Rang 54. Trotz der hohen Emissionen loben die Fachleute den „sehr guten“ Trend bei erneuerbaren Energien.
Die in der Analyse berücksichtigten Länder sind den Angaben zufolge für mehr als 90 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Untersucht werden der von ihnen verursachte Ausstoß klimaschädlicher Gase, der Ausbau erneuerbarer Energien, der Energieverbrauch und die Klimapolitik. An dem Index haben etwa 450 Fachleute mitgewirkt. Der Index erscheint seit 20 Jahren.



