Belém (epd). Zum Auftakt der zweiten Woche der 30. Weltklimakonferenz sagt Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) Unterstützung für einen Fahrplan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu. „Es gibt die Hoffnung, dass wir diese Woche eine Bewegung hin zu einem konkreten Fahrplan für diesen Übergang bekommen“, sagte Schneider am Montag in der brasilianischen Amazonas-Stadt Belém. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva wolle den Übergang weg von den fossilen Energien beschleunigen, dazu habe er Deutschlands Unterstützung
Lula hatte in seiner Eröffnungsrede am vergangenen Montag einen Fahrplan gefordert, wie der Ausstieg aus den fossilen Energien gelingen kann. Seitdem wird die Idee auf der Weltklimakonferenz diskutiert, ist aber nicht Teil der offiziellen Agenda. Noch ist unklar, ob es zu einem Beschluss kommen wird.
Schneider wirbt für sozialen Klimaschutz
Vor zwei Jahren wurde auf der Weltklimakonferenz in Dubai der Beschluss für eine Abkehr von Kohle, Öl und Gas gefasst, jedoch ohne konkrete Vorgaben oder Zielmarken. Der durch die Verbrennung fossiler Energieträger verursachte Ausstoß von CO2 ist wesentlich mitverantwortlich für den menschengemachten Klimawandel.
Schneider warb zudem eindringlich für einen sozial gerechten Klimaschutz. „Der soziale Ansatz macht den Klimaschutz nicht langsamer, sondern schneller, weil er für mehr Akzeptanz sorgt“, sagte der SPD-Politiker.
Der Minister betonte drei zentrale Säulen für einen erfolgreichen Übergang weg von den fossilen Energien. Zum einen müssten alle Akteure wie Gewerkschaften, Unternehmen und die Zivilgesellschaft früh eingebunden werden. Zweitens brauche es mehr berufliche Qualifizierungen, weil der Klimaschutz neue Jobs schaffe und bestehende verändere. Drittens brauche es eine „aktive Strukturpolitik“, um rechtzeitig neue Perspektiven für Regionen zu schaffen. Hierzu verwies Schneider auf die Erfahrungen in deutschen Kohle-Regionen. Es sei wichtig, die Menschen nicht alleine zu lassen.
WWF mahnt Fortschritte bei Verhandlungen an
Die Umweltorganisation WWF mahnte konkrete Fortschritte bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen an. „Der Ausstieg aus den fossilen Energien ist der Elefant in Belém: Formell ist er nirgends in den Verhandlungen verankert“, sagte die Klimachefin beim WWF Deutschland, Viviane Raddatz. Als Antwort auf die weit klaffende Ambitionslücke zwischen den nationalen Klimabeiträgen und dem Pariser Klimaziel führe aber kein Weg an einer weltweiten Abkehr von Kohle, Öl und Gas vorbei. Die Bundesregierung solle sich „dafür einsetzen und Allianzen bilden, dass dieses Thema fest im COP-Prozess verankert wird“.
Das Pariser Klimaziel sieht vor, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken. Derzeit droht nach Schätzungen der Vereinten Nationen eine Erwärmung um bis zu 2,8 Grad bis Ende des Jahrhunderts.
Schneider vertritt Deutschland bei den Verhandlungen in der zweiten Woche der Weltklimakonferenz in der brasilianischen Amazonas-Stadt Belém. Für Montagnachmittag (Ortszeit) war eine Rede vor dem Plenum geplant. Die Konferenz endet offiziell am 21. November. Delegierte aus mehr als 190 Ländern nehmen daran teil.



