Das Ehrenamt steht in Deutschland weiter hoch im Kurs: 2024 engagierten sich laut dem sechsten Freiwilligensurvey im Auftrag der Bundesregierung 36,7 Prozent der Bevölkerung freiwillig im Sportverein, für karitative Zwecke, Kultur oder die Kirche. Das sind nach dem am Freitag veröffentlichten Bericht zwar weniger als bei der Erhebung zuvor im Jahr 2019 (39,7 Prozent). Engagierte üben ihr Ehrenamt aber demzufolge inzwischen häufiger aus und nehmen sich mehr Zeit dafür als vor sechs Jahren.
Dem Bericht zufolge wendet knapp ein Viertel der Ehrenamtler (24 Prozent) drei bis fünf Stunden für die Tätigkeit auf, fast jede oder jeder Fünfte (19 Prozent) sechs Stunden oder mehr. 2019 lagen diese Anteile zwei bis drei Prozentpunkte darunter. Für die Erhebung, die rund alle fünf Jahre stattfindet, wurden rund 27.500 zufällig ausgewählte Menschen ab 14 Jahren telefonisch befragt.
Ehrenamtliches Engagement ist der Erhebung zufolge zudem keine Frage von Geschlecht oder Alter. Frauen und Männer engagieren sich demnach gleich häufig. Auch in den Altersgruppen unterscheiden sich die Werte nur minimal, mit Ausnahme der ab 75-Jährigen, bei denen das Engagement deutlich abnimmt. Am meisten sind laut Survey 30- bis 49-Jährige ehrenamtlich aktiv. Unterschiede zeigen sich bei einer Betrachtung des Bildungsstands: Menschen mit hoher Schulbildung engagieren sich demnach häufiger.
Die Staatsministerin für Sport und Ehrenamt, Christiane Schenderlein (CDU), folgerte aus dem Bericht, dass freiwilliges Engagement sich auch bei rasantem gesellschaftlichen Wandel als sehr beständig erweise. Als eine Herausforderung sieht sie die bessere Vereinbarkeit von Familie und Ehrenamt vor dem Hintergrund, dass der stärkste Rückgang des Engagements bei den Frauen zwischen 30 und 49 Jahren zu beobachten ist, wenngleich dies nach wie vor die engagierteste Gruppe ist.
Kultur und Kirche verlieren
Möglichkeiten sieht Schenderlein nach eigenen Worten in der stärkeren Nutzung digitaler Möglichkeiten, um etwa zu umgehen, dass Mütter kleiner Kinder zu abendlichen Vereinssitzungen gehen müssen.Das meiste freiwillige Engagement findet dem Bericht zufolge im Sport statt, gefolgt von karitativen Tätigkeiten. An dritter Stelle landen die Bereiche Kultur und Musik, Schule und Kindergarten sowie kirchliche oder andere religiöse Engagements.
Der Rückgang der Zahl der Engagierten zeigt sich dem Survey zufolge in nahezu allen Bereichen, insbesondere bei Kultur und Musik, Schule und Kindergarten sowie Kirche und Religionen. Freiwillige gewonnen hat in den vergangenen Jahren nur der Bereich Unfall- und Rettungsdienst, Freiwillige Feuerwehren sowie Bevölkerungs- und Katastrophenschutz.
Der am Freitag veröffentlichte Kurzbericht über die Ergebnisse der Umfrage kann auf der Internetseite der Staatsministerin heruntergeladen werden. Es soll den Angaben zufolge später noch ein ausführlicherer Bericht erscheinen, der Potenziale bei der Gewinnung Freiwilliger sowie deren Motive vertieft beleuchten soll.




