Berlin, Santiago de Chile (epd). Richtungsweisende Abstimmung in Chile: Am Sonntag ist die Bevölkerung des südamerikanischen Landes zu Präsidentschafts- und Parlamentswahlen aufgerufen. Laut aktuellen Umfragen werden neben der ehemaligen Arbeitsministerin der aktuellen Regierung, Jeanette Jara, den beiden ultrarechten Kandidaten José Antonio Kast und Johannes Kaiser die größten Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl ausgerechnet. Während Jara den Reformkurs von Amtsinhaber Gabriel Boric fortsetzen möchte, stehen Kast und Kaiser für eine ultrakonservative Wende.
Insgesamt treten bei der Wahl acht Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt an der Staatsspitze an. Zudem werden die 155 Sitze des Abgeordnetenhauses und die Hälfte der 50 Senatsplätze neu bestimmt. Die Stichwahl ist für den 14. Dezember geplant. Sie wird nötig, wenn kein Kandidat auf mehr als 50 Prozent der Stimmen kommt.
Gemischte Bilanz der Regierung
Die Regierung von Amtsinhaber Boric blickt auf eine gemischte Bilanz zurück. Zwar scheiterten große Reformvorhaben - 2022 stimmten die Wählerinnen und Wähler gegen eine neue Verfassung -, allerdings ist die Wirtschaft zuletzt wieder gewachsen. Geprägt waren die Debatten der vergangenen Jahre auch durch die sogenannte Sicherheitskrise, ein allgemeines Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung, das sich allerdings kaum durch Kriminalitätsstatistiken belegen lässt. Boric darf laut Verfassung nicht erneut antreten.
Jara, die für die linksgerichtete Regierungskoalition antritt und der Kommunistischen Partei Chiles angehört, will unter anderem den Mindestlohn auf umgerechnet etwa 700 Euro erhöhen. Zugleich verspricht sie mehr Grenzkontrollen und eine Bekämpfung irregulärer Migration.
Begnadigung für Militärs
Die ultrarechten Kandidaten Kast und Kaiser wollen die Staatsausgaben und Steuern senken. Sie sprechen zudem von einer Bekämpfung der Kriminalität durch Entsendung des Militärs. Beide Politiker erwägen zudem, Militärangehörige zu begnadigen, die wegen Menschenrechtsverbrechen unter der Diktatur von 1973 bis 1990 verurteilt sind.




