Expertin: US-Militäreinsatz vor Küste Venezuelas gefährdet Stabilität

Expertin: US-Militäreinsatz vor Küste Venezuelas gefährdet Stabilität
13.11.2025
epd
epd-Gespräch: Malte Seiwerth

Berlin, Bogotá (epd). Die USA gefährden nach Einschätzung der Lateinamerika-Expertin Elizabeth Dickinson mit ihrem Militäreinsatz vor der Küste Venezuelas den Frieden in der gesamten Region. „Ein von außen herbeigeführter Regimewechsel in Venezuela könnte zu einem lang anhaltenden bewaffneten Konflikt verschiedener Gruppen führen“, warnte Dickinson von der „International Crisis Group“ im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Bemühungen der USA verstießen zudem gegen internationales Recht: „Staaten dürfen sich nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen“, betonte sie.

Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat seit August Marineeinheiten vor der Küste Venezuelas und Kolumbiens stationiert. Offiziell dient der Einsatz dazu, den Drogenschmuggel in die USA zu bekämpfen. Nach eigenen Angaben hat die US-Marine mehrfach Fischerboote auf internationalem Gewässer beschossen, die mutmaßlich Drogen transportierten.

Das Argument der Drogenbekämpfung sei lediglich ein Vorwand, erklärte Dickinson. Ein Großteil des in Venezuela und Kolumbien produzierten Kokains gelange nach Europa, nicht in die USA. „Zudem haben die Vereinigten Staaten derzeit vor allem ein Drogenproblem mit Fentanyl und dieses wird in beiden Ländern nicht hergestellt“, sagte sie.

Zugleich verwies Dickinson auf innenpolitische Interessen von Oppositionspolitikern in Venezuela und Kolumbien, die auf Unterstützung aus den USA hoffen. „Trump hat mehrfach betont, dass er ein Problem mit dem kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro persönlich hat“, sagte sie. Nach Einschätzung Dickinsons wollen die USA die Wahlen in Kolumbien im Mai 2026 beeinflussen.

Für Venezuela plädiert Dickinson für einen „verhandelten Machtübergang“. Alles andere würde den ohnehin fragilen Staat weiter destabilisieren. „Es gibt derzeit zahlreiche bewaffnete Gruppen, die ein Machtvakuum ausnutzen würden“, warnte sie. Dies könne zu Kämpfen um Macht und natürliche Ressourcen führen.

Das derzeitige Vorgehen der USA sei aus ihrer Sicht auch strategisch kurzsichtig. „Es ist gut möglich, dass sich lateinamerikanische Staaten von den USA abwenden und neue Partner suchen“, folgert Dickinson.