Cali, Santa Marta (epd). Mit einem Staatsakt hat die kolumbianische Regierung die Verantwortung des Staates für das Vorgehen gegen die linksgerichtete Partei „Unión Patriótica“ (UP) anerkannt. Wie die Tageszeitung „El Espectador berichtete“, bat Präsident Gustavo Petro in der Küstenstadt Santa Marta um Vergebung für die Ermordung, das Verschwindenlassen und die Verfolgung von mehr als 6.000 Mitgliedern und Sympathisanten der Partei.
Der Staatsakt auf der Plaza Bolívar wurde knapp zwei Jahre nach einem Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte begangen, in dem der kolumbianische Staat für die systematische Auslöschung von UP-Mitgliedern verantwortlich gemacht wurde. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass staatliche Akteure und paramilitärische Gruppen gemeinsam handelten.
Forderung nach weiterer Entschädigung
Kolumbiens Präsident Petro bat die Partei um Vergebung, „weil dieser Staat mitverantwortlich war“. Das Vorgehen gegen die UP bezeichnete Petro vor Überlebenden und Angehörigen der Opfer als einen „politischen Genozid“. Vertreterinnen der UP wie die Senatorinnen Aída Avella und Jael Quiroga sprachen von einem überfälligen Schritt der historischen Gerechtigkeit. Zugleich forderten sie, dass der Staat Entschädigungen zahlt, ein Denkmal gebaut wird sowie umfassende Bildungs- und Erinnerungsinitiativen.
Die „Unión Patriótica“ war 1985 im Zuge der Friedensverhandlungen zwischen der Regierung des damaligen Präsidenten Belisario Betancur und der Farc-Guerilla entstanden. Nach ihrem Wahlerfolg 1986 begann eine Welle der Gewalt: Zwei Präsidentschaftskandidaten, acht Kongressabgeordnete, elf Bürgermeister und Hunderte Aktivisten wurden getötet. Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem „staatlich geduldeten politischen Auslöschungsplan“. Das nun erfolgte Schuldeingeständnis gilt als bedeutender Schritt in Kolumbiens Bemühungen, die Verantwortung für vergangene Gewalt anzuerkennen und den Friedensprozess zu vertiefen.




