Nairobi, Daressalam (epd). Nach Protesten rund um die äußerst umstrittene Wahl in Tansania müssen sich laut Medienberichten 240 Menschen wegen Hochverrats vor Gericht verantworten. Wie die Zeitung „The Citizen“ am Samstag berichtete, wurden sie in der Küstenmetropole Daressalam angeklagt. Ihnen wird demnach eine „Verschwörung zum Hochverrat“ vorgeworfen. Sie sollen Handlungen geplant haben mit dem Ziel, das Land zu destabilisieren. Eine der Angeklagten ist die prominente Unternehmerin und Influencerin Jennifer Jovin.
Jovin wird dem Bericht zufolge außerdem vorgeworfen, die Öffentlichkeit dazu angestiftet zu haben, sich in den Wahlprozess einzumischen. Die anderen Angeklagten sollen Pläne zur Störung der Wahl geschmiedet sowie Gewalttaten verübt haben. Auch in der Hauptstadt Dodoma wurden Dutzende Menschen des Hochverrats angeklagt. Wie das Nachrichtenportal „The Chanzo” berichtete, sind die jüngsten Angeklagten 16 Jahre alt, die ältesten Mitte 30. Dazu kommen laut “The Citizen” 172 weitere junge Menschen, die in der Stadt Mwanza im Westen des Landes wegen illegalem Protest, Sachbeschädigung und Brandstiftung angeklagt wurden.
Proteste gewaltsam niedergeschlagen
Im ostafrikanischen Tansania war die Bevölkerung am 29. Oktober zu Präsidentschafts- und Parlamentswahlen aufgerufen. Nach den Wahlen, von denen wichtige Oppositionskandidaten ausgeschlossen waren, kam es zu landesweiten Protesten. Die Sicherheitskräfte gingen brutal gegen Demonstrierende vor, das Internet wurde abgestellt. Die Vereinten Nationen äußerten sich besorgt über die Lage im Land. Nach Angaben der Oppositionspartei Chadema wurden im Zusammenhang mit den Protesten mehr als 1.000 Menschen getötet. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
Die amtierende Präsidentin Samia Suluhu Hassan wurde von der Wahlkommission zur Siegerin der Abstimmung erklärt. Sie hat das Amt seit dem Tod ihres Vorgängers John Magufuli im Jahr 2021 inne, der das Land mit harter Hand regiert hatte. Suluhu versprach zunächst Reformen, schwenkte aber auf einen autoritären Kurs um. Der Chadema-Vorsitzende Tundu Lissu wurde schon vor Monaten des Hochverrats angeklagt und sitzt im Gefängnis.



