Hannover, Leipzig (epd). Das Land Niedersachsen setzt sich bundesweit für schärfere Gesetze gegen sogenannte Vergewaltiger-Netzwerke im Internet ein. „Jeder Mann, der in einem Vergewaltiger-Netzwerk im Internet unterwegs ist und sich dort Videos von Vergewaltigungen oft widerstandsunfähiger Frauen ansieht, macht sich auf moralischer Ebene mitschuldig“, sagte Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) am Mittwoch in Hannover.
Der Besitz solcher Videos und ihre Verbreitung in internen Chatgruppen ist nach Auskunft des Justizministeriums in Hannover derzeit nicht strafbar. Bei der Justizminister-Konferenz am Freitag in Leipzig will Wahlmann einen Beschlussvorschlag einbringen, um die Lücke zu schließen.
Reporter deckten Fall aus Niedersachsen auf
Hintergrund ist der Missbrauchsfall von Gisèle Pelicot in Frankreich. Ihr früherer Ehemann hatte vor Gericht gestanden, er habe seine damalige Frau über mehr als neun Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und von anderen Männern vergewaltigen lassen. Zudem filmte und dokumentierte er die Taten. Ein Gericht in Avignon verurteilte ihn dafür im Dezember 2024 zur Höchststrafe von 20 Jahren Haft. Auch zahlreiche weitere Männer erhielten Haftstrafen.
Reporter des NDR hatten vor zwei Jahren einen vergleichbaren Fall aus Niedersachsen aufgedeckt. Die Polizei in Hamburg nahm im Oktober 2024 die Ermittlungen auf. Ende 2024 übernahm die Staatsanwaltschaft in Niedersachsen den Fall. Der beschuldigte Ehemann kam nach einer Hausdurchsuchung bei einem Verkehrsunfall ohne Fremdeinwirkung ums Leben, bevor er verhaftet werden konnte.
Viele Vergewaltigungstaten würden allein zu dem Zweck verübt, um sie ins Netz zu stellen, sagte Wahlmann: „Wer Vergewaltigungsvideos konsumiert, missbraucht die betroffene Frau moralisch zum zweiten Mal.“ Offenbar verfügten diese Männer über kein Unrechtsbewusstsein. Deshalb müsse das Strafrecht einschreiten.



