Mali: Konfliktforscher warnt vor Verschlechterung der Sicherheitslage

Mali: Konfliktforscher warnt vor Verschlechterung der Sicherheitslage
Seit Anfang September blockieren Islamisten in Mali die wichtigsten Versorgungsrouten in die Hauptstadt Bamako und greifen Tanklastwagen an. Ein Konfliktforscher warnt vor den Folgen.
05.11.2025
epd
epd-Gespräch: Helena Kreiensiek

Bamako, Dakar (epd). Infolge der seit Wochen andauernden Treibstoffblockade in Mali spitzt sich die Sicherheitslage laut dem Konfliktforscher Héni Nsaibia deutlich zu. Die von Dschihadisten geführte Blockade setze die Militärregierung des Sahel-Staates schwer unter Druck, sagte der Experte vom unabhängigen Konfliktbeobachtungsinstitut Acled dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Blockade sei Teil einer ökonomischen Kriegsführung, die das Verhältnis zwischen Staat und Bevölkerung untergraben solle.

Seit Anfang September blockiert die Terrorgruppe JNIM (Jama'at Nusrat al-Islam wa-l-Muslimin) sämtliche Verkehrsadern, die in die Hauptstadt Bamako führen, und greift Konvois mit Tanklastwagen an, die das Land aus Senegal, Guinea, der Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire) oder Mauretanien versorgen.

#Die Regierung soll destabilisiert werden

Die Strategie der Gruppe bestehe darin, die Junta langsam zu destabilisieren, sagte Nsaibia. Zunächst sei die Blockade auf die Städte Kayes und Nioro du Sahel im Westen des Landes beschränkt gewesen. Die Aktion habe sich aber als so effektiv erwiesen, dass die Gruppe sie auf ganz Süd- und Westmali ausgeweitet habe. Mit Angriffen nur rund 50 Kilometer von der Hauptstadt Bamako entfernt und der öffentlichen Zurschaustellung der abgezweigten Treibstoffreserven in sozialen Medien führe die Terrorgruppe die Militärjunta vor. Einen direkten Großangriff auf Bamako hält der Sahel-Experte jedoch für unwahrscheinlich.

Die Menschen in Bamako haben mittlerweile mit einer drastischen Knappheit zu kämpfen. Vor den Tankstellen bilden sich kilometerlange Schlangen. Wegen der angespannten Lage wurde der Unterricht an Schulen und Universitäten in dem Land für zwei Wochen ausgesetzt. Deutschland, die USA und mehr als ein Dutzend weitere Länder haben ihren Staatsangehörigen geraten, das Land zu verlassen.

#Mali unter Herrschaft von Militärs

Die islamistische Terrorgruppe JNIM hatte die Blockade am 3. September verhängt. Hintergrund war die Tötung mutmaßlicher JNIM-Kämpfer durch die Bevölkerung. Zuvor hatten die Islamisten mehrere Anschläge in Orten nahe der senegalesischen Grenze verübt, die sonst weniger von dschihadistischer Gewalt betroffen sind. Mali wird nach zwei aufeinanderfolgenden Putschen 2020 und 2021 von Militärs regiert. Die Junta unter Staatspräsident Assimi Goita hatte versprochen, die Sicherheitslage zu verbessern und das Land von der Einflussnahme des Westens zu befreien. Eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen, an der auch die Bundeswehr beteiligt war, verließ das Land wegen zunehmender Konflikte mit den Militärs Ende 2023.