Hunderte Fans laden Taylor Swift ein

Selfie-Spot im Landesmuseum Wiesbaden mit als als Ophelia verkleidetem Fan in Fotopose
epd-bild/Tim Wegner
Das Landesmuseum Wiesbaden freut sich: Weil das Ophelia-Gemälde im neuen Musikvideo zum Song "The Fate of Ophelia" der Sängerin Tayler Swift nachgestellt wurde, erlebt das Museum seit Wochen einen Besucheransturm.
Ophelia ersteht auf
Hunderte Fans laden Taylor Swift ein
Selfies, Armbänder und TikTok-Tanz: Hunderte Fans folgen im Museum Wiesbaden den Spuren der bekennenden Christin und Pop-Ikone Taylor Swift – und entdecken dabei, wie nah Popkultur und Kunstgeschichte beieinanderliegen.

Laut dröhnt die Musik aus den Boxen im ausgebuchten Vortragssaal, das Publikum steht auf und beginnt zu tanzen: "You dug me out of my grave and saved my heart from the fate of Ophelia", singt Taylor Swift. Jemand hat sie aus ihrem Grab herausgeschaufelt und vom Schicksal der Ophelia befreit. Bei einer Führung der besonderen Art nehmen Swift-Fans das Museum Wiesbaden ein.

Nicht nur Taylor Swift selbst bricht mit "The fate of ophelia" Rekorde, das Lied beschert auch dem Museum seit Wochen einen Besucherinnen-Ansturm. Denn im Musikvideo zu dem Lied stellt die amerikanische Sängerin ein Bild nach, das dem in Wiesbaden zum Verwechseln ähnlich sieht. Es zeigt die im Wasser treibende Ophelia, gemalt vom Jugendstilmaler Friedrich Heyser (1857-1921).

Das Museum hatte deshalb für Sonntag eine Führung angeboten, die das Werk Heysers, die Geschichte von Hamlets Ophelia und schließlich Taylor Swifts Interpretation thematisiert. Innerhalb von einem Tag waren alle 200 Karten ausverkauft. Allen, die als Ophelia oder Swift verkleidet kamen, hatte das Museum freien Eintritt versprochen.

Taylor Swift interpretiert Ophelia neu

"Seit drei Wochen sind wir hier alle im Swiftie-Fieber", erzählt Wilma Estelmann. Als Teil der Freunde des Museums Wiesbaden freut sie sich über die Aufmerksamkeit, die das Museum seit der Albumveröffentlichung von Taylor Swift erfährt. Die 74-Jährige ist mit schwarzem Paillettenkleid und Strass-Ohrringen als Showgirl verkleidet, ebenfalls eine Hommage an die amerikanische Sängerin. Das neue Album hört sie selbst rauf und runter. Ihr gefällt an Swifts Lied die Umdeutung der Ophelia-Geschichte: "Sie geht ihren eigenen Weg, hat Erfolg und versinkt eben nicht in Liebeskummer und Todessehnsucht."

Das betont auch die Kunstvermittlerin Ann-Katrin Spieß in ihrem 20-minütigen Vortrag. Denn anders als Hamlets Ophelia ertrinkt Swift im Video nicht im Wasser. Beginnend als tableau vivante ("lebendes Kunstwerk") steht Swift nach wenigen Sekunden auf und steigt aus dem Bilderrahmen. "Sie holt Ophelia aus ihrer Isolation und positioniert sie im Video in Frauengemeinschaften. Sie dreht die Geschichte der Ophelia um", erklärt Spieß.

Fans lockt vor allem die Gemeinschaft

Diese Gemeinschaft ist es auch, die viele Fans an diesem Tag nach Wiesbaden zieht. Neben den 200 Personen, die ein Ticket für den Vortrag ergattern konnten, kamen Hunderte Fans, um das Bild anzusehen und sich mit anderen Swifties zu treffen. "Immer, wenn es eine Veranstaltung mit Swifties gibt, gehen wir hin", erzählt Fan Danielle. Sie und ihre beiden Töchter haben sich in langen weißen Kleidern und mit Kränzen im Haar als Ophelia verkleidet. "Es ist, als wären es alles alte Freundinnen. Es ist so eine positive Stimmung."

Das ist auch für die Freundinnen Emilie und Isabelle der Grund für ihren Besuch. "Ich liebe die Swifties-Stimmung und brauche das immer mal wieder", sagt Emilie. Neben den Konzerten gehen beide gerne zu Events, auf denen sie andere Fans treffen können. Außerdem fühle es sich besonders an, dass das Bild aus Swifts Video ausgerechnet in Deutschland hängt, sagt Emilie.

Das Museum Wiesbaden hatte neben dem Vortrag für ein weiteres Programm gesorgt: Vor einem Foto der Ophelia konnten Fans Selfies machen und an einem Tisch Freundschaftsbänder basteln. Unter Swifties ist es Tradition, diese bei Konzerten oder Events untereinander zu tauschen. Noch bis kurz vor Schließung des Museum saßen einige an ihren Perlenarmbändern. Nachdem bereits der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD) Taylor Swift nach Wiesbaden eingeladen hatte, wurde sie am Sonntag auch von ihren Fans aufgefordert: "Taylor, come to Wiesbaden", riefen sie für ein Social-Media-Video.