Ökonomin: Ohne Wachstum mehr Autoritarismus

Ökonomin: Ohne Wachstum mehr Autoritarismus
Die Chefin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Fuchs-Schündeln, sieht wegen einer schwächelnden Wirtschaft die Demokratie in Gefahr.

Berlin (epd). Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), Nicola Fuchs-Schündeln, hat vor autoritären Tendenzen angesichts einer dauerhaft schwächelnden Wirtschaft gewarnt. Ohne mehr Wachstum sei der gesellschaftliche Frieden in Gefahr, sagte die Wirtschaftswissenschaftlerin der in Berlin erscheinenden „tageszeitung“ (taz, Wochenendausgabe).

„Wir wissen aus der Forschung: Demokratie ist gut für Wirtschaftswachstum, aber Wirtschaftswachstum ist auch gut für die Demokratie. Wenn wir langfristig kein Wachstum hätten, bekämen wir ein ernsthaftes Problem“, sagte Fuchs-Schündeln der Zeitung. Die Zufriedenheit mit den öffentlichen Gütern und mit dem Handeln des Staates sei wichtig für die Unterstützung der Demokratie.

Fehlende Investitionen in Straßen und Schulen

Das Problem sei, dass in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland die öffentlichen Güter vernachlässigt worden seien: „Investitionen in Straßen, Schiene, Schulen fehlten.“ Auch deshalb werde der Staat nicht als handlungsfähig wahrgenommen.

Zwar sei der Mangel an Wachstum nicht der einzige Grund für die im Moment weltweit zu beobachtende „populistische, autoritäre Welle“: „Aber wenig Wachstum bedeutet härtere Verteilungskämpfe.“ Die Antimigrationsrhetorik gewinne an Boden, wenn öffentliche Güter knapp sind und das Gefühl wachse, dass „die Migranten uns das Geld wegnehmen“. Wirtschaftswachstum dämpfe solche Stimmungen: „Ich bin felsenfest überzeugt, dass es schneller in Richtung Autoritarismus geht, wenn Wirtschaftswachstum ausbleibt“, sagte die WZB-Präsidentin.