Klimapolitik-Experte: Druck auf China bei Klimaschutz nicht hilfreich

Klimapolitik-Experte: Druck auf China bei Klimaschutz nicht hilfreich
In wenigen Tagen beginnt die 30. Weltklimakonferenz in Brasilien. Eine entscheidende Rolle kommt laut dem Politik-Experten Martin Voß China zu. Die Europäische Union (EU) sollte dem Land Kooperationsangebote machen, sagt der Germanwatch-Referent.
01.11.2025
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Berlin (epd). Für eine erfolgreiche UN-Klimakonferenz kommt China nach Einschätzung des Klimapolitik-Experten der Umweltorganisation Germanwatch, Martin Voß, eine Schlüsselrolle zu. Zwar würden erneuerbare Energien rasant ausgebaut, China sei jedoch auch das Land mit dem höchsten CO2-Ausstoß weltweit sowie steigenden Pro-Kopf-Emissionen, sagte Voß dem Evangelischen Pressedienst (epd). Um die Erderwärmung einzudämmen, sei es entscheidend, wie schnell dem Land eine Trendwende gelinge. „Ohne China mitzunehmen, sind die meisten Beschlüsse oder Allianzen für mehr Ambitionen im Klimaschutz nicht viel wert“, betonte Voß.

Dabei riet der Germanwatch-Referent für Klimadiplomatie und Kooperation allerdings davon ab, während der Verhandlungen öffentlichen Druck auf China auszuüben. Der Regierung gehe es „ganz stark darum, sich nicht in irgendeiner Form Vorgaben beim Klimaschutz vorschreiben zu lassen“, sagte Voß. Stattdessen solle die Europäische Union (EU) auf das Land zugehen, Kooperationsangebote machen und gemeinsame Initiativen zur Emissionsminderung anstoßen.

Der 30. Weltklimagipfel beginnt am 10. November im brasilianischen Belém. Von dem im Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziel, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken, ist die Weltgemeinschaft weit entfernt.

Keine Klima-Hilfsgelder aus China - trotz großer Wirtschaftskraft

Bei den Verhandlungen nimmt China laut Voß eine einzigartige Position ein, nicht nur wegen der in absoluten Zahlen hohen Emissionen. „Es ist aus der Rolle des Entwicklungslandes herausgewachsen, hält formal aber noch daran fest“, sagte Voß. So weigere sich die Regierung trotz der großen Wirtschaftskraft, im Kreise der westlichen Industrienationen offiziell Klima-Hilfsgelder für ärmere Staaten bereitzustellen. Zugleich könne das Land ein wichtiger Akteur sein, um die rigide Blockadehaltung Öl- und Gas-exportierender Länder wie Saudi-Arabien aufzulösen. „China hat die diplomatischen Mittel, um hier zu vermitteln“, sagte Voß.

Chinas Staatschef Xi Jinping hatte im September während der UN-Generalversammlung den nationalen Klimabeitrag bis 2035 vorgestellt, wie im Pariser Klimaabkommen vorgesehen. Erstmals nannte China dabei ein Ziel zur CO2-Minderung. Demnach sollen die Emissionen ausgehend vom absoluten Höchststand, zu dem bisher kein Referenzjahr genannt wurde, bis 2035 um sieben bis zehn Prozent sinken. Voß sagte, damit seien die Ambitionen „nicht so hoch ausgefallen, wie es möglich gewesen wäre“. Zugleich gebe es Analysen aktueller Entwicklungen in China, die darauf hindeuten, dass dieses Ziel wahrscheinlich übertroffen werde, unter bestimmten Voraussetzungen sogar deutlich. Für China sei es darum gegangen, „auf der sicheren Seite zu bleiben und sich in Zeiten geopolitischer Spannungen und Handelsstreits Freiheiten offenzuhalten“.