Damit das Gehirn im Alter fit bleibt

Damit das Gehirn im Alter fit bleibt
Programm BELL fördert "Lebenslanges Lernen"
Das Bundesprogramm "Bildung und Engagement ein Leben lang" will die ältere Generation dabei unterstützen, Neues zu lernen. Und weil das gemeinsam besser geht, gibt es Infoveranstaltungen und etwa Kurse für die Nutzung von PC und Smartphone.

Witten, Berlin (epd). Auf den Tischen stehen Bildschirme, davor sitzen Männer und Frauen im fortgeschrittenen Alter. Susanne Schmidt zeigt auf den Screen: „Du musst da klicken, dann wird es gespeichert“, erklärt sie ihrem Mann Fred. Nach einigen Klicks ist das Dokument an der richtigen Stelle abgelegt.

Das Rentner-Ehepaar macht mit beim PC- und Smartphone-Kurs, der ein Teil des Programms „Lebenslanges Lernen in Annen“ im nordrhein-westfälischen Witten ist. Es ist ein Projekt von „Perspektiv“, einer Tochtergesellschaft der Diakonie Mark-Ruhr, das von der Bundesregierung finanziell gefördert wird.

Das Familienministerium hat das Programm BELL (Bildung und Engagement ein Leben lang) gestartet, das sich an Menschen im Alter über 60 Jahre richtet und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus, des Bundes und der jeweiligen Projektträger finanziert wird. Bis 2028 steht eine Summe von 25 Millionen Euro für Programme zum „Lebenslangen Lernen“ in der gesamten Bundesrepublik bereit.

„Wir wissen, dass ältere Menschen sich bilden wollen und bis ins höchste Alter lernfähig sind“, erklärte Familienministerin Karin Prien (CDU) zum Ziel der Initiative. Bildung, betont die Ministerin, ende nicht mit dem Renteneintritt. „Wenn auch Ältere Neues lernen, ist das ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.“ Neben dem Erwerb von neuen Fähigkeiten gehe es auch darum, das Erfahrungswissen Älterer zu erhalten und weiterzugeben.

Insgesamt werden derzeit bundesweit rund 50 Projekte unterstützt, die teilweise noch im Aufbau sind. Zu den Trägern gehören die Diakonie, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz und andere freie Träger. Die einzelnen Programme sollen Ältere auch dabei unterstützen, mit den immer schneller werden Veränderungen durch Digitalisierung, Klimawandel und Globalisierung Schritt zu halten - und ihnen weiter gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Zudem zeigen Studien, dass „Lebenslanges Lernen“ das Gehirn fit hält und die kognitive Gesundheit fördert, indem neuronale Verbindungen gebildet werden.

In Witten-Annen läuft das Programm bereits seit einigen Monaten. „Zu den einzelnen Aktivitäten kommen durchschnittlich rund 20 Teilnehmende“, erläutert Projektleiterin Janine Reinke. Neben dem PC- und Smartphone-Kurs gibt es Informationsveranstaltungen zu Gesundheitsthemen und verschiedene Mitmach-Aktionen. Oder es geht auch nur darum, neue Freundschaften zu schließen.

Einige der Teilnehmer des Wittener Kurses kennen sich bereits. Sie sind eine Gruppe von Rentnern, die regelmäßig gemeinsam etwas unternehmen. Jetzt nutzen sie die Chance, noch mehr über die Funktionen von Computern und Handys zu erfahren. An einem Kurstag geht es darum, wie man bei eBay oder bei der App „Kleinanzeigen“ gebrauchte Gegenstände verkauft. „Ich habe viel Hausrat und will erfahren, wie man das gut loswerden kann“, sagt der 70-jährige Heinz.

Sein gleichaltriger Freund Wolfgang interessiert sich mehr dafür, „wie ich Fotos vom Smartphone auf den PC verschieben kann.“ Fragen, die Kursleiter Ahmad-Nebras Kazkaz gerne beantwortet oder auch persönlich am Handy direkt erklärt.

Ein ebenfalls gefördertes Programm des Deutschen Roten Kreuzes in Westfalen-Lippe will eine Brücke zwischen den Generationen schlagen. „Wir wollen dazu beitragen, dass Kinder früher und besser schwimmen lernen“, sagt DRK-Fachbereichsleiter Peter Alsbach. Das DRK will daher sogenannte „Aqua-Mentoren“ ausbilden, die in Schwimmbädern und Schulen helfen, Jungen und Mädchen das Schwimmen beizubringen.

Dazu sollen Menschen im Alter über 60 Jahren gewonnen werden, die sich im Wasser fit fühlen, über die entsprechenden Kenntnisse verfügen und sich weiterbilden wollen. Das DRK will dazu mit verschiedenen Kommunen in Nordrhein-Westfalen zusammenarbeiten und dort Ausbildungskurse anbieten. Alle geförderten Projekte haben gemeinsam, dass sich Ältere weiter an gesellschaftlichen Aktivitäten beteiligen, „lebenslang“ dazu lernen, ihre Gesundheit und Lebensqualität verbessern, aber gleichzeitig ihre Wissen und ihre Erfahrungen weiter geben.