"Pussy Riot"-Aktivistin: Russland ist "autoritäre Hölle"

"Pussy Riot"-Aktivistin: Russland ist "autoritäre Hölle"

Karlsruhe (epd). Auf die andauernden Menschenrechtsverletzungen in Russland hat die russische Dissidentin und Aktivistin Maria Aljochina aufmerksam gemacht. Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe sich das Land weiter verändert, von einem autoritären Staat in eine „autoritäre Hölle“, sagte Aljochina, die Mitglied des feministischen Kunstkollektivs „Pussy Riot“ ist, am Dienstagabend in Karlsruhe. Dort stellte sie ihr Buch „Political Girl. Pussy Riot - Leben und Schicksal in Putins Russland“ vor, das am 10. November weltweit veröffentlicht wird und auf Deutsch im Berlin-Verlag erscheint.

Derzeit würden 30.000 Menschen ohne Angabe von Gründen in Gefängnissen festgehalten und gefoltert, was kaum bekannt sei. Aljochina appellierte an westliche Regierungen, die Gefahren durch das russische Regime ernst zu nehmen. So habe es im Ukraine-Krieg viel zu lange gedauert, bis zur Unterstützung der Ukraine Kampfjets geliefert worden seien.

Weltweit bekannt wurden Aljochina und „Pussy Riot“ 2012 mit einem Punk-Gebet „Jungfrau Maria, verjage Putin“ in der russisch-orthodoxen Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Dies sei ein gewaltfreier Protest gewesen gegen „Präsident Putins Diktatur und ihre Heiligsprechung durch die Kirche“, sagte Aljochina. Deswegen war sie mit zwei weiteren Frauen zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden.

Auch nach der Haft protestierten die Aktivistinnen weiter, auch als 2022 der Krieg gegen die Ukraine begann. Als ihr die erneute Gefängnisstrafe drohte, sei sie über Belarus in die EU geflohen, sagte die 37-Jährige, die mittlerweile auch die isländische Staatsbürgerschaft hat. Sollte sie jemals wieder nach Russland reisen, drohe ihr die Festnahme und mehr als 13 Jahre Haft. Aljochina hat mehrere Auszeichnungen erhalten, wie den Hannah-Arendt-Preis und den Lennon-Ono-Friedenspreis.