München (epd). Knapp 50 Prozent der ukrainischen Flüchtlinge sind unter bestimmten politischen Voraussetzungen zur Rückkehr in ihre Heimat bereit. Eine Befragung unter ukrainischen Geflüchteten in Europa habe gezeigt, dass die Wiederherstellung der Grenzlinie von 1991 sowie Sicherheitsgarantien dabei die entscheidenden Faktoren seien, teilte das Münchner ifo Institut am Freitag mit. „Ökonomische Faktoren sind für die Rückkehrbereitschaft weniger relevant“, so ifo-Forscherin Yvonne Giesing. Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 2.543 ukrainischen Geflüchteten in 30 europäischen Ländern.
Die Wahrscheinlichkeit zurückzukehren steigt laut Studie um 10,8 Prozentpunkte, wenn die Ukraine ihre Grenzen von 1991 wiederherstellen könnte - das schließt die 2014 von Russland besetzte Krim-Halbinsel ein. Eine Nato-Mitgliedschaft mit den verbundenen Sicherheitsgarantien würde die Rückkehrbereitschaft um 7,1 Punkte erhöhen. Gute Arbeitsmarktaussichten (plus 4,1) oder eine EU-Beitrittsperspektive (plus 3) seien weniger wichtig.
Die politischen Rahmenbedingungen nach einem möglichen Kriegsende könnten darüber entscheiden, ob Millionen Geflüchteter in die Ukraine zurückkehren oder dauerhaft im Ausland bleiben, sagte Panu Poutvaara, Leiter des ifo Zentrums für Migration, laut Pressemitteilung. „Für die wirtschaftliche und demografische Zukunft der Ukraine ist das von zentraler Bedeutung“, so der Forscher.
Laut Uno-Flüchtlingshilfe haben seit Kriegsbeginn 2022 rund fünf Millionen Ukrainer in anderen europäischen Ländern Zuflucht gesucht. In Deutschland sind es nach Angaben des Statistischen Bundesamts aktuell rund 1,1 Millionen Menschen.