Anthropologin: Ziele und Symbole verbinden weltweite Jugendproteste

Anthropologin: Ziele und Symbole verbinden weltweite Jugendproteste
07.10.2025
epd
epd-Gespräch: Malte Seiwerth (epd)

Berlin, Lima (epd). Die derzeitigen Proteste von Jugendlichen in einer Reihe von Ländern zeigen für die peruanische Anthropologin Maria Orietta den Wunsch nach Mitsprache und Frust über Regierungspolitik rund um den Globus. Mit gemeinsamen Zielen und Symbolen vernetzten sich die jungen Menschen, sagte die Professorin der katholischen Universität von Peru im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In mehreren Ländern gehen derzeit junge Menschen auf die Straße, um ihre Frustration über Regierungshandeln kundzutun. Die Protestierenden sind meist unter 30 und sie organisieren sich vor allem über Soziale Medien. Ihr Symbol ist - etwa bei Protesten in Peru, Madagaskar, Nepal, Indonesien oder Frankreich - ein Totenschädel mit Strohhut aus der japanischen Manga-Serie "One Piece”.

Die Fahne der Manga-Serie als Symbol entspreche „dem Wunsch, eine eigene Sprache zu sprechen und nicht die Ausdrucksformen von älteren Generationen zu übernehmen“, sagte Orietta. Ihrer Einschätzung nach orientieren sich die jungen Menschen dabei weniger an klaren ideologischen Modellen, sondern forderten Mitsprache in einem Umfeld, in dem häufig eine ältere Generation wichtige Positionen besetze.

„Die Nutzung von sozialen Medien fördert die Proteste und den internationalen Austausch“, erklärte Orietta. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen würden sich dank der Möglichkeit, selbst Inhalte ins Internet hochladen zu können, weniger an älteren Generationen innerhalb des Landes orientieren, sondern stärker an Gleichaltrigen auf der ganzen Welt. „Wir haben mit vielen Jugendlichen gesprochen, die sich gleichzeitig auf internationale Trends beziehen und nebenbei traditionelle peruanische Protestlieder singen“, sagte Orietta, die zu Jugendkultur und Protesten im Peru forscht.

Es liege nun an den jeweiligen politischen Parteien, auf die Forderungen nach Mitsprache einzugehen, erklärte die Forscherin. Allerdings könne dies auch zu einer Herausforderung werden: „Teil des Selbstverständnisses der Jugendbewegungen ist es, starke Hierarchien abzulehnen“, betonte Orietta. „Die Jugend wird sich nicht mehr einer bestehenden Parteistruktur unterordnen.“