Osnabrück (epd). Mehr als 600 Kulturschaffende aus ganz Deutschland fordern eine politische Debatte über die Entscheidungs- und Arbeitsstrukturen am Osnabrücker Theater. „Nur so lässt sich weiterer Schaden vom Theater und dem Kulturstandort Osnabrück abwenden“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an die politischen Gremien der Stadt. Anlass ist die Absage der Produktion „Ödipus Exzellenz“ im Juni durch den Intendanten Ulrich Mokrusch. Das Stück sollte sich mit dem sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche beschäftigen. Die Absetzung wurde mit „künstlerischen Differenzen“ begründet.
Die Unterzeichner kritisieren, dass Mokrusch die Entscheidung allein und ohne Rücksprache mit den Beschäftigten getroffen habe: „Das Theater gehört nicht der Intendanz allein.“ Damit seien auch die Osnabrücker Bürger von einer offenen Debatte über das Stück ausgeschlossen worden, heißt es in dem Brief, in dem eine offene Diskussion über Machtstrukturen am Theater gefordert wird.
Zudem solle sich die Politik für neue Beteiligungsmöglichkeiten einsetzen, das gelte auch mit Blick auf die Besetzung der nächsten Intendanz. „Eine Demokratisierung dieser Institution ist dringend notwendig“, heißt es in dem Brief. Auch die Politiker trügen Verantwortung dafür, „dass die Integrität künstlerischer Vorhaben geschützt wird, potenziell kontroversen Themen in der Öffentlichkeit Raum gegeben wird und autoritäre Gesten nicht das letzte Wort behalten“.