München (epd). Hunderte Menschen haben am Sonntag in München gegen Antisemitismus demonstriert - deutlich weniger als noch vor einem Jahr, als mehrere Tausend Teilnehmende gezählt wurden. Der Münchner Wirtschaftswissenschaftler und Initiator Guy Katz zeigte sich am Montag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) dennoch zufrieden: „Uns ging es vor allem um die Petition und die Aufmerksamkeit, nicht nur in München.“ Angesichts der Zahlen räumte er aber auch ein, dass „es immer schwerer für uns“ werde. Laut Polizeiangaben waren am Sonntagnachmittag bei Regenwetter mehrere Hundert Menschen zur Kundgebung „DACH gegen Hass“ auf dem Münchner Königsplatz zusammengekommen. Guy Katz sagte, er habe mindestens 3.000 gezählt.
Die Redner- und Unterstützerliste war unter anderem mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos), dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dem bayerischen evangelischen Landesbischof Christian Kopp und dem katholischen Generalvikar des Erzbistums München, Christoph Klingan, prominent besetzt. Schirmherrin der Kundgebung war Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München, zusammen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Die dazugehörige Petition „Nie wieder heißt Jetzt - Fünf Punkte gegen Antisemitismus!“ haben bis Montag mehr als 34.000 Menschen unterschrieben.
Bereits vor der Demonstration hatte sich Katz im epd-Gespräch nicht ganz zufrieden gezeigt, „denn Hunderttausende sehen unsere Petition, aber nur ein Bruchteil unterzeichnet“. Dasselbe Bild ergebe sich bei Unternehmen, die man zur Unterstützung des Fünf-Punkte-Planes angefragt habe. „Viele reagieren überhaupt nicht. Dieses Schweigen ist leider bezeichnend - und macht die Arbeit noch wichtiger“, sagte Katz.
Die Kundgebung „DACH gegen Hass“ versteht sich den Angaben zufolge als breites zivilgesellschaftliches Bündnis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu den Unterstützenden zählen mehr als 200 Organisationen, die Deutsch-Israelische Gesellschaft sowie zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft. Zentrale Forderungen sind Maßnahmen gegen Antisemitismus in Europa sowie die Freilassung aller Geiseln nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023. Noch immer befinden sich nach israelischen Angaben 48 Geiseln im Gazastreifen, mindestens 20 von ihnen sollen noch am Leben sein. In den vergangenen Monaten war die Kriegsführung der israelischen Regierung im Gazastreifen auf wachsende internationale Kritik gestoßen.