Berlin, Stuttgart (epd). Mehrere Tausend Menschen haben am Freitag in Berlin und Stuttgart für Frieden und gegen Aufrüstung demonstriert. Unter dem Motto „Nie wieder kriegstüchtig!“ hatten mehr als 450 Gruppen, Verbände und Parteien, darunter das BSW und Teile der SPD, zu zeitgleichen Demonstrationen in der Bundeshauptstadt und in der baden-württembergischen Landeshauptstadt aufgerufen. Die Polizei sprach für Berlin von etwa 7.000 Teilnehmenden, die Veranstalter von 20.000. In Stuttgart gab die Polizei keine Zahlen bekannt, die Veranstalter zählten dort 15.000 Demonstranten.
„Die totgesagte Friedensbewegung ist ziemlich lebendig“, sagte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, auf dem Schlossplatz in Stuttgart. „Wir werden gern diffamiert als Putinversteher, naiv, wohlstandsverwöhnt, Lumpen- oder Sofapazifisten. Aber wir lassen uns nicht beirren.“ Mehr und mehr Menschen seien bereit, sich öffentlich dagegen zu wehren, dass Deutschland durch Waffenlieferungen immer mehr zur Kriegspartei werde. „Wir wollen, dass unser Land sich stark macht in Diplomatie, um der Menschen willen.“
„Seit dreieinhalb Jahren erleben wir fassungslos eine schleichende Militarisierung unserer Gesellschaft“, erklärte Käßmann weiter. Es werde „Kriegsangst geschürt und Vorkriegsstimmung erzeugt“. Statt Hochrüstung mit Hunderten Milliarden Euro für Waffen und gleichzeitiger Kürzung der Sozialleistungen brauche es Abrüstung, Verhandlungen und Diplomatie.
Zu den Rednern auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte gehörte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner. Er betonte, weltweit gebe es aktuell 21 Kriege und 150 militärische Auseinandersetzungen. „Jeder schlechte Frieden ist besser als Krieg“, mahnte der SPD-Politiker. Rekorde bei Waffenexporten seien nicht nötig. Rüstungskonzerne hätten Riesengewinne: „Dies kann nicht die Lokomotive der deutschen Industriepolitik sein.“ Deutschland müsse friedensfähig werden, nicht kriegstüchtig.
Weitere Redner kamen von der Linkspartei und dem BSW oder waren Kriegsdienstverweigerer aus Russland und aus der Ukraine. Auf Spruchbändern wurde etwa „Frieden in Nahost“ gefordert oder „Arbeitsplätze und Umweltschutz, keine Waffen!“. Auch Russland-Fahnen waren vereinzelt im Publikum in Berlin zu sehen. In Redebeiträgen wurde unter anderem die Haltung der Bundesregierung zum israelischen Vorgehen in Gaza kritisiert. An anderer Stelle hieß es etwa, die Europäische Union eskaliere den Ukraine-Krieg.