Bielefeld, Düsseldorf (epd). Die evangelische Kirche hat die Konfliktparteien im Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas aufgefordert, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und internationale Vereinbarungen zu achten. „Wir beklagen das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten“, heißt es in einer am Freitag verbreiteten Erklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und ihrer 20 Gliedkirchen. Der Überfall der palästinensischen Hamas vor zwei Jahren, am 7. Oktober 2023, markiere den Tag des schlimmsten Massakers an Jüdinnen und Juden seit der Schoah.
Heute sei die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten von Gewalt, Zerstörung, Leid und Traumatisierung der israelischen wie der palästinensischen Bevölkerung geprägt, erklärten die leitenden Geistlichen der Landeskirchen und der EKD. Gründe seien die fortgesetzte Gefangenschaft israelischer Geiseln, andauernde Angriffe auf Israel, der Gaza-Krieg mit Zehntausenden zivilen Opfern in der palästinensischen Bevölkerung sowie die Zerstörung der Lebensgrundlage im Gaza-Streifen.
Besorgt zeigten sich die Kirchen über wachsenden Antisemitismus in Deutschland und weltweit. Inakzeptabel sei auch, dass Palästinenser und Muslime unter pauschalen Verdacht der Nähe zu Terrorismus oder zur Hamas gerieten. Jeder Form von Ausgrenzung, Feindseligkeit und Gewalt müsse entschieden entgegengetreten werden.
Die Kirchen sind nach eigenen Angaben eng mit Partnern in Israel und den palästinensischen Gebieten verbunden. „Gemeinsam mit ihnen halten wir an der Hoffnung fest, dass Vertrauen wechselseitig aufgebaut und entstandene Wunden geheilt werden können, damit ein gerechter, dauerhafter Frieden im Nahen Osten möglich wird.“
Die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Adelheid Ruck-Schröder, forderte in einer eigenen ausführlichen Stellungnahme die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln und die Übergabe der Leichen getöteter Geiseln. An die Verantwortlichen in der israelischen Regierung appellierte sie: „Hunger und Vertreibung dürfen kein kriegerisches Mittel sein.“ In dem Krieg seien mehr als 65.000 Menschen getötet worden. „Wir bitten alle, die Einfluss auf die Politik Israels haben: Machen Sie sich stark für ein Ende des Krieges und für eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten“, erklärte die leitende Theologin der viertgrößten deutschen Landeskirche in Deutschland.
Sie plane, noch in diesem Jahr mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Landtagspräsidenten André Kuper nach Israel zu reisen und Anfang kommenden Jahres die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land zu besuchen, kündigte Ruck-Schröder an. Sie verurteilte sowohl wachsenden Antisemitismus als auch zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland. Auf beiden Seiten gebe es Traumatisierung, Wut, Enttäuschung und Resignation. Wichtig seien in dieser Situation Begegnung und Dialog, zu denen es keine Alternative gebe.
Beim Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 waren etwa 1.200 Menschen in Israel ermordet und mehr als 240 in den Gaza-Streifen verschleppt worden. Der Angriff löste den Krieg Israels gegen die Hamas aus, in dem im Gaza-Streifen Zehntausende Menschen getötet wurden.