Gottesdienst zum Tag der Einheit: Zukunft nur gemeinsam gestaltbar

Gottesdienst zum Tag der Einheit: Zukunft nur gemeinsam gestaltbar
"Zukunft durch Wandel": Das Motto des diesjährigen Tags der Deutschen Einheit ist auch Thema im ökumenischen Gottesdienst vor dem Festakt. Spitzenvertreter der Kirchen heben die Bedeutung von Gemeinsinn und Mut zu Veränderung hervor.

Saarbrücken (epd). Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche haben am Freitag die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit unter dem Motto „Zukunft durch Wandel“ begonnen. „Nur gemeinsam können wir Zukunft gestalten“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel. „Dafür brauchen wir Gemeinsinn, keinen Egoismus.“ An dem Gottesdienst nahmen unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD), Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (beide CDU) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, teil.

Um das Motto ging es auch in drei Gesprächen, die Latzel mit zwei Saarländerinnen und einem Saarländer führte. Der Vorsitzende des Vereins „BergbauErbeSaar“, Hans-Jürgen Becker, berichtete vom Ende des Bergbaus, Alyeh Sadat sprach über ihren Gottesglauben und die Klimaaktivistin Susanne Speicher über ihren Einsatz gegen den Klimawandel. Becker sagte, Wandel müsse angenommen werden: „Man muss versuchen, ihn selber mitzugestalten.“

Neben Latzel leiteten die pfälzische evangelische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der katholische Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann und der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Gottesdienst. In einem Einspieler kamen Vertreterinnen und Vertreter der Synagogengemeinde Saar, des Islamischen Kulturzentrums Saarland, der alt-katholischen Pfarrgemeinde Saarbrücken, der Bahai-Gemeinde Saarland und der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde Saarbrücken zu Wort.

Ackermann verwies in seiner Predigt auf die Vieldeutigkeit des Begriffs „Wandel“. Wandel könne Mut machen, weil sich der Weg in die Zukunft öffne. Er könne aber auch beunruhigen, wenn Prozesse der Transformation in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft aufgrund ihrer Schnelligkeit überforderten. Für andere Menschen sei Wandel selbstverständlich. „Denn Leben heißt immer: Bewegung, Veränderung, Wachstum“, unterstrich der katholische Theologe. „Wo es kein Weiterwachsen, wo es keine Entwicklung mehr gibt, ist das Leben tot.“

Der Trierer Bischof verwies auf die Abrahamserzählung: Abraham, der als Stammvater des Judentums, des Christentums und des Islam gilt, höre die Stimme Gottes in sich und lasse sich von ihr in eine ebenso unbekannte wie verheißungsvolle Zukunft locken. In seinem Wanderdasein verändere und wandle sich Abraham. Juden, Christen und Muslime gebe es alle dank seines Glaubens. „Umso schlimmer ist es, dass dies in unserer Zeit oft so wenig sichtbar wird“, sagte Ackermann.

Das Saarland veranstaltet in diesem Jahr die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit, weil Ministerpräsidentin Rehlinger Bundesratspräsidentin ist. Zum dreitägigen Bürgerfest in Saarbrücken werden bis Samstag insgesamt werden mehrere Hunderttausend Menschen erwartet. Im kommenden Jahr ist Bremen für die Feier zur deutschen Einheit verantwortlich.