Regierungsbericht: Arme Menschen beklagen sozialen Ausschluss

Regierungsbericht: Arme Menschen beklagen sozialen Ausschluss

Berlin (epd). Arme Menschen in Deutschland kämpfen nicht nur mit finanziellen Schwierigkeiten, sondern fühlen sich oft auch gesellschaftlich ausgeschlossen. Das ist ein Ergebnis von Befragungen für den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, dessen Entwurf das Bundessozialministerium am Donnerstag in Berlin veröffentlichte.

Der Armuts- und Reichtumsbericht wird üblicherweise in jeder Legislaturperiode einmal vorgelegt. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl kam es unter der Ampel-Koalition nicht mehr dazu. Die Vorarbeiten für den nunmehr siebten Bericht dieser Art wurden aber größtenteils in der vorherigen Wahlperiode geleistet. Dabei war auch vereinbart worden, die Perspektive armer Menschen stärker einzubeziehen. Dazu wurden verschiedene Beteiligungsformate wie Online-Befragungen und Diskussionen in Fokusgruppen organisiert.

Zu den Ergebnissen heißt es im Berichtsentwurf, dass Armut „weit überwiegend als ein über rein materielle Aspekte hinausgehender sozialer Ausschluss erlebt wird“. Auch wenn die Befragungen nicht repräsentativ seien, wiesen sie auf ein „vergleichsweise gering ausgeprägtes gesellschaftliches Zugehörigkeitsempfinden“ hin. 40 Prozent der Befragten „mit aktueller Armutserfahrung“ fühlen sich demnach der Gesellschaft eher nicht zugehörig, weitere 40 Prozent tun dies nur „teils teils“.

Von den hohen Inflationsraten nach Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wurden dem Entwurf zufolge Haushalte mit geringem Einkommen „überproportional belastet“. Die Preissteigerungen habe sich dabei auch auf „die Sphäre ihrer soziokulturellen Teilhabemöglichkeiten“ ausgewirkt.

Als großes Problem werden in dem Berichtsentwurf die Wohnkosten identifiziert. Dort sei die Belastung in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Mittel flössen 18,7 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens in die Wohnkosten. „Knapp jeder achte Haushalt gilt als überlastet, da er mehr als 40 Prozent des Einkommens für das Wohnen aufwenden musste“, heißt es weiter.