Experte: Cannabis-Legalisierung hat Schwarzmarkt zurückgedrängt

Experte: Cannabis-Legalisierung hat Schwarzmarkt zurückgedrängt
01.10.2025
epd
epd-Gespräch: Nils Sandrisser

Frankfurt a.M. (epd). Der kommerzielle, illegale Handel mit Cannabis ist nach Einschätzung des Frankfurter Soziologen Bernd Werse seit der Teillegalisierung zurückgegangen. „Ich glaube schon, dass der Schwarzmarkt sehr getroffen wurde“, sagte der Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Werse wandte sich gegen die Auffassung, dass laut Evaluationsbericht zur Teillegalisierung der Schwarzmarkt kaum beeinflusst worden sei. „Das steht in diesem Bericht einfach nicht drin“, sagte der Wissenschaftler. Laut Bericht können „nicht alle legalen und illegalen Segmente des Cannabismarkts zum gegenwärtigen Zeitpunkt genau quantifiziert werden“, ein Rückgang der Nachfrage nach illegalem Handel sei aber plausibel.

Richtig ist nach Werses Worten, dass sich vor allem bei gelegentlichen Cannabis-Konsumierenden die Bezugsquellen kaum verändert haben: „Das war auch nicht zu erwarten.“ Denn diese Gruppe kaufe sich nur selten eigenes Cannabis, sondern bekomme mal etwas von Freunden geschenkt oder rauche bei ihnen mit. Diese unentgeltliche Weitergabe sei im Cannabis-Gesetz aber nicht berücksichtigt.

Hingegen wisse man aus weiteren Befragungen, dass die regelmäßigen Konsumenten mittlerweile zu 80 Prozent legale Quellen nutzten, darunter auch medizinisches Cannabis aus Apotheken. Da der größte Teil des konsumierten Cannabis dieser Gruppe zuzurechnen sei, habe das den kommerziellen illegalen Handel zwangsläufig zurückgedrängt.

Falls Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihre Pläne umsetzen und den Bezug von medizinischem Cannabis erschweren sollte, rechnet Werse mit einer erneuten Zunahme des Schwarzmarkts. „Da muss man ja nur eins und eins zusammenzählen“, sagte er.

Die Teillegalisierung sei für Menschen, die gelegentlich oder regelmäßig Cannabis konsumierten, „eine erhebliche Verbesserung gewesen“, sagte Werse. Sie müssten nun keine Angst vor Strafverfolgung mehr haben, außerdem gebe es Hinweise, dass nun die Hemmschwelle gesunken sei, sich bei problematischem Konsum Hilfe zu suchen. Einen Anstieg der Zahlen bei Drogenberatungen solle man daher nicht so interpretieren, dass es seit der Teillegalisierung mehr Probleme gebe.