Internet-Blockade lähmt Afghanistan

Internet-Blockade lähmt Afghanistan

Frankfurt a.M., Kabul (epd). Die Internet-Blockade der Taliban-Regierung hat am Mittwoch die Kommunikation in Afghanistan weiter lahmgelegt und für große Verunsicherung gesorgt. Von den Taliban lag auch zum dritten Tag der Abschaltung keine offizielle Erklärung vor, der Zugang zum Internet und zu großen Teilen der Telekommunikation blieb unterbrochen. Am Kabuler Flughafen kam es zu massiven Störungen und Ausfällen: Ein Großteil der ankommenden Flüge am Morgen wurden laut dem Flugdatenportal "Flightradar24” gestrichen.

Die radikalislamische Regierung hatte am Montag sämtliche Glasfasernetzwerke durch die staatlichen Telekommunikationsbehörden abschalten lassen. Laut der unabhängigen Internet-Beobachtungsstelle Netblocks blieben davon weiter auch die Telefon- und Mobilfunkverbindungen betroffen. Für die rund 40 Millionen Menschen in Afghanistan bedeutet dies eine massive Einschränkung der Kommunikation mit der Außenwelt. Mitarbeitende von internationalen Organisationen sind vielfach nicht mehr erreichbar.

Bereits seit Mitte September hatte die Regierung den Internetzugang in mehreren Regionen schrittweise eingeschränkt, um nach eigenen Angaben „moralische Korruption“ zu verhindern. Internetdienste auf Mobiltelefonen sollen nach Informationen des afghanischen Fernsehsenders Tolo News zudem offenbar von 4G auf 2G zurückgestuft werden, um die Nutzung von Online-Videos zu unterbinden.

Die UN-Mission in Afghanistan kritisierte die Abschaltungen in einer Pressemitteilung scharf und forderte die Taliban auf, die Internet- und Telekommunikationsverbindungen "schnellstmöglich und vollständig” wiederherzustellen. Die Abschaltungen hätten gravierende Folgen für das Bank- und Finanzsystem, die medizinische Versorgung sowie den Luftfahrtsektor. Besonders betroffen seien Frauen und Mädchen, deren Isolation dadurch weiter verstärkt werde.

Zudem sei das Internet von zentraler Bedeutung als Frühwarnsystem und für die Verbreitung von Informationen bei nationalen Notlagen, betonte die UN-Mission. Erst Anfang September war es im Osten des Landes an der pakistanischen Grenze zu einem Erdbeben der Stärke 6,0 mit mehr als 2.200 Toten gekommen.