Frankfurt a.M. (epd). Der Jugendschutz beim Thema Cannabis ist nach Ansicht des Frankfurter Soziologen Bernd Werse noch unterentwickelt. Zwar habe die Teillegalisierung auf den Cannabis-Konsum bei Jugendlichen „offensichtlich kaum Auswirkungen“ gehabt, sagte der Leiter des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf einen am Montag veröffentlichten Zwischenbericht zur Evaluation der Teillegalisierung. „Aber die Prävention ist noch sehr ausbaufähig.“
Befürchtungen, wonach die Teillegalisierung Cannabis verfügbarer für Jugendliche machen würde, seien nicht eingetreten, sagte der Wissenschaftler: „Wer Cannabis konsumieren wollte, konnte das schon vorher tun.“ Eventuell sei der leichte Rückgang des Cannabis-Konsums bei Jugendlichen, der schon vor der Legalisierung und seither zu beobachten sei, auch eine Folge der Legalisierung. „Ich kann mir vorstellen, dass es allein deshalb, dass man darüber spricht, dass es für Erwachsene legal ist, es für Jugendliche unattraktiver geworden ist.“ Das sei aber kein gesicherter Befund.
Werse verwies darauf, dass der Konsum anderer Substanzen wie Alkohol oder illegale Drogen unter Jugendlichen ebenfalls abnehme. Das könne an gestiegenem Gesundheitsbewusstsein liegen, aber auch an den sozialen Medien. Wenn sich junge Leute mehr in der digitalen Welt begegneten, ergäben sich weniger Gelegenheiten zum Drogenkonsum als im direkten Kontakt, erklärte er.
Die Ampel-Regierung habe zwar vieles zur Cannabis-Prävention geplant, aber nicht mehr umsetzen können, erklärte der Soziologe. Was es an Prävention gegeben habe, sei auch wenig tauglich gewesen, wie etwa Plakatkampagnen. Er wünsche sich ein gezielteres Vorgehen. Dazu müsste man Gefährdete und Konsumenten ansprechen und sie auf Möglichkeiten der Konsumreduktion hinweisen.