Bertelsmann Stiftung: Anteil pädagogischer Kita-Fachkräfte sinkt

Bertelsmann Stiftung: Anteil pädagogischer Kita-Fachkräfte sinkt
Der Anteil der Kitas mit vielen Fachkräften sinkt laut Bertelsmann Stiftung weiter. Den höchsten Anteil verzeichnen weiterhin die östlichen Bundesländer. Die Stiftung fordert von Bund und Ländern finanzielle Entlastung der Kommunen.

Gütersloh (epd). Der Anteil der deutschen Kitas mit vielen pädagogischen Fachkräften geht nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung weiter zurück. Im Jahr 2024 hatten lediglich in 30,7 Prozent der Kita-Teams mehr als acht von zehn pädagogisch Tätigen einen einschlägigen Abschluss, wie die Stiftung am Dienstag in Gütersloh mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Rückgang von gut einem Prozentpunkt, 2017 lag die Quote sogar um zehn Prozentpunkte höher. Dieser Trend gefährde eine Errungenschaft des deutschen Kita-Systems, hieß es.

Blickt man nur auf die durchschnittlichen Fachkraft-Quoten in den Bundesländern, liegen den Angaben zufolge die ostdeutschen Bundesländer mit einem Wert von 87 Prozent vorne. Thüringen liegt an der Spitze mit rund 94 Prozent vor Sachsen (92,4 Prozent) und Brandenburg (90,9 Prozent). Bei den westlichen Bundesländern liegt der Durchschnitt bei 69 Prozent - darunter am niedrigsten in Bayern mit 54,5 Prozent. Für die Auswertung wurden den Angaben zufolge Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik zum Stichtag 1. März 2024 verwendet.

Im langfristigen Vergleich zwischen 2017 und 2024 ist demnach der Anteil der Kitas mit mindestens acht von zehn Fachkräften in 14 von 16 Bundesländern rückläufig, besonders stark in Mecklenburg-Vorpommern mit 19 Prozentpunkten sowie in Berlin und Nordrhein-Westfalen mit rund 17 beziehungsweise 16 Prozentpunkten. Geringe Steigerungen waren auf vergleichsweise niedrigem Niveau in Bayern und Schleswig-Holstein zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahr 2023 erzielten fünf Bundesländer leichte Zuwächse - den größten davon Sachsen mit zwei Prozentpunkten.

Auf kommunaler Ebene liegen laut der Studie alle zehn Kreise oder kreisfreien Städte mit den höchsten Anteil an Kitas mit hohen Fachkraft-Quoten in den ostdeutschen Ländern, die zehn mit den niedrigsten Anteilen sind durchweg in Bayern zu finden. Spitzenreiter ist der Landkreis Sömmerda in Thüringen mit 94,3 Prozent der Kita-Teams, den letzten Platz belegt der Landkreis Augsburg, wo der Anteil von Kitas mit einer hohen Fachkraft-Quote nur 2,3 Prozent beträgt.

Die Entwicklung lässt sich nach Einschätzung der Stiftung vor allem darauf zurückführen, dass zunehmend Nicht-Pädagogen pädagogische Aufgaben in einer Kita übernehmen dürfen, etwa Geburtshelferinnen oder Krankengymnastinnen. Bertelsmann-Expertin Anette Stein sagte, es sei zwar grundsätzlich gut, neue Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen. Um aber Aufwachsen, Lernen und Entwicklung der Kinder individuell zu fördern, brauche es „die nötige pädagogische Qualifikation“. Bund und Länder müssten in die Qualität der Kitas investieren und die professionellen Standards erhalten.

Die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doreen Siebernik, forderte ein Kita-Bundesqualitätsgesetz mit verbindlichen Standards für Ausbildung und Fachkraft-Kind-Verhältnis. Nur so könnten bundesweit ein Mindestmaß an Qualität gesichert und regionale Unterschiede abgebaut werden.

Die Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Heidi Reichinnek, warnte davor, dass im kommenden Jahr weitere Fachkräfte das Kita-System verlassen könnten, wenn der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen greife. Ein sofortiges Umsteuern sei nötig, die Bundesregierung müsse das Kita-System finanziell besser ausstatten und das Berufsfeld attraktiver machen.