Brüssel (epd). Die EU-Kommission will die Anwendung des Gesetzes für entwaldungsfreie Lieferketten um ein weiteres Jahr verschieben. Umweltkommissarin Jessika Roswall begründete den Schritt am Dienstag in Brüssel mit technischen Problemen bei dem vorgesehenen IT-System, das die Umsetzung ermöglichen soll.
Mit der Verordnung will die EU sicherstellen, dass Produkte wie Kaffee, Palmöl, Holz, Soja oundder Kakao nur dann in der EU verkauft werden dürfen, wenn seit dem Stichjahr 2020 keine Wälder für deren Herstellung gerodet wurden. Unternehmen sind verpflichtet, dafür eine Sorgfaltserklärung abzugeben.
Die Verordnung sollte ursprünglich ab Ende 2024 gelten. Bereits im Oktober 2024 hatte die Kommission eine Verschiebung auf Ende 2025 vorgeschlagen, für kleine Unternehmen auf Mitte 2026. Nun will die Kommission den Start jeweils um ein weiteres Jahr nach hinten rücken. Der Vorschlag muss noch vom Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten gebilligt werden.
Der erneute Aufschub des Gesetzes komme „gleichzeitig mit einer massiven Deregulierungswelle in der EU sowie mit dem Abschluss der Verhandlungen für ein EU-Handelsabkommen mit Indonesien, einem der größten Kritiker des Gesetzes“, kritisierte Anna Cavazzini, handelspolitische Sprecherin der Grünen im Europäischen Parlament. Die Begründung durch technische Probleme erscheine in diesem Kontext „mehr als fragwürdig“.
Umweltverbände wie der WWF kritisierten die Entscheidung ebenfalls scharf. „Eine erneute Verschiebung der Anti-Entwaldungs-Verordnung EUDR würde einen Tiefpunkt europäischer Umweltpolitik markieren“, erklärte die Organisation.