Kohlgraf: Säkularisierung macht vor den Kirchenportalen nicht halt

Kohlgraf: Säkularisierung macht vor den Kirchenportalen nicht halt

Fulda (epd). Die katholische Kirche muss sich nach den Worten ihres Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf den Veränderungen in der Gesellschaft stellen. Aktuelle Säkularisierungsprozesse machten vor den Kirchenportalen nicht halt, sagte Kohlgraf am Dienstag in Fulda. „Wir befinden uns inmitten tiefgreifender Veränderungen, denen wir uns stellen müssen - und zwar ohne in Resignation oder Kulturpessimismus zu verfallen oder uns aus der Gesellschaft schmollend zurückzuziehen“, sagte der Vorsitzende der Pastoralkommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der Glaube als Zustimmung zu zentralen Glaubensaussagen und in seiner lebenspraktischen Relevanz nehme auch unter Kirchenmitgliedern immer mehr ab, sagte Kohlgraf. Die katholischen Bischöfe berieten am Dienstag während ihrer Herbst-Vollversammlung auf einem Studientag über Handlungsoptionen der Kirche angesichts der Säkularisierungstrends. Basis für die Beratungen sind die Ergebnisse einer religionssoziologischen Studie, die bereits vor zwei Jahren veröffentlicht wurde. Alle Kommissionen der Bischofskonferenz hätten sich anschließend mit den Ergebnissen befasst, hieß es.

Die sogenannte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung ist eine repräsentative soziologische Langzeitstudie, die seit den 1970er Jahren in regelmäßigen Abständen vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) neu aufgelegt wird. An der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat sich die katholische Deutsche Bischofskonferenz erstmals beteiligt.

Zentraler Befund der Studie ist, dass Kirchenbindung und Religiosität in der Bevölkerung abnehmen - ein Trend, der laut Forschern nicht umkehrbar ist. Für die katholische Kirche zeigte sich vor allem eine tiefe Vertrauenskrise. Hinzu kommt, dass nur 27 Prozent der Befragten einen Kirchenaustritt ausschlossen. Ein Fingerzeig für die Bischöfe dürften vor allem die Ergebnisse zum Thema Reformen sein: Eine deutliche Mehrheit der Befragten hält Reformen für überlebenswichtig. 96 Prozent aller befragten Katholiken stimmten der Aussage zu, dass sich die Kirche verändern muss, wenn sie eine Zukunft haben will.

Doch Reformen seien nicht allein die Lösung, betonte Kohlgraf. „Selbst wenn die Kirche und wir Bischöfe als verantwortlich Handelnde eine solche Agenda vollumfänglich umsetzten, würden sich die Kirchenbänke nicht automatisch wieder füllen, die Taufzahlen steigen und die Kirchenaustritte zurückgehen.“