Nairobi, Juba (epd). Knapp eineinhalb Wochen nach seiner vorläufigen Amtsenthebung muss sich der bisherige Vizepräsident des Südsudan, Riek Machar, seit Montag vor Gericht verantworten. Der Prozessauftakt vor einem Sondergericht in der Hauptstadt Juba wurde live vom Staatssender SSBC übertragen. Auf Fernsehbildern waren Machar und sieben weitere Angeklagte hinter Gittern zu sehen. Ihnen werden Verrat, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Mord vorgeworfen.
Die Anklage bezieht sich auf Angriffe bewaffneter Gruppen der Volksgruppe der Nuer auf eine Armeebasis, die Machar Anfang März mit Verbündeten koordiniert und verantwortet haben soll. Zuletzt hatten sich in dem ostafrikanischen Land Konflikte innerhalb der Regierung zugespitzt.
Machars Anwälte brachten beim Prozessbeginn formelle Einwände vor und argumentierten, dass das Gericht nicht zuständig sei, weil Machar im Zuge des Friedensabkommens von 2018 eingesetzt worden sei und Immunität habe. Zudem habe die Staatsanwaltschaft private Anwälte im Team, was nicht vorgesehen sei. Die Staatsanwaltschaft muss nun schriftlich auf die Einwände antworten, bevor es weitergehen kann.
Der Südsudan ist das jüngste Land Afrikas und erlangte erst 2011 die Unabhängigkeit vom Sudan. Danach eskalierten politische Konflikte zu einem Bürgerkrieg, der 2018 mit einem Kompromiss und einer gemeinsamen Regierung von Präsident Salva Kiir und Machar endete. Die beiden Politiker hatten im Bürgerkrieg verfeindete Lager angeführt. Die seither geschlossenen Friedensabkommen wurden wiederholt gebrochen.
Bei dem Prozessbeginn erschien Machar erstmals wieder in der Öffentlichkeit, seit ihm im März Hausarrest auferlegt worden war. Die Journalistengewerkschaft im Südsudan kritisierte, dass Reporterinnen und Reporter, die nicht für den Staatssender arbeiten, von dem Gerichtstermin ausgeschlossen worden seien.