Speyer (epd). Der Speyerer katholische Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat sich für die Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester ausgesprochen. Vielmehr solle es nach seiner Vorstellung einen „Zölibat auf Zeit“ geben, teilte das Bistum Speyer am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer mit. Auch sollten Priester in der katholischen Kirche verheiratet sein können. Die deutsche Ortskirche sollte diesbezüglich einen mit der Weltkirche abgestimmten Sonderweg gehen können, sagte Wiesemann.
Das Priesteramt solle nicht an den Zölibat (Ehelosigkeit) gekoppelt sein, schlug der reformorientierte 65-jährige Bischof vor. Priester sollten zunächst ein Zölibatsgelübde auf Zeit ablegen können. Danach sollten sie sich als „gereifte Priester“ verpflichtend für die Ehelosigkeit entscheiden können. Allerdings solle der Zölibat weiter ein wichtiger Lebensentwurf für Priester und Ordensleute bleiben.
Nach Einschätzung Wiesemanns verliert die katholische Kirche viele Priester wegen der Verpflichtung zum Zölibat. Auch deshalb entschieden sich Männer von vorneherein gegen den Priesterberuf. Durch die Freiwilligkeit könnten mehr Interessenten für den Priesterberuf gefunden werden und dieser auch wieder an Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft gewinnen, sagte er. Nach Statistiken der katholischen Deutschen Bischofskonferenz wurden im vergangenen Jahr 29 Männer in ganz Deutschland zu Priestern geweiht, es gibt 27 Diözesen. In einigen Bistümern wurden im vergangenen Jahr überhaupt keine neuen Priester geweiht.
Wiesemann, der seit 2008 an der Spitze des Bistums Speyer mit seinen 437.000 Katholikinnen und Katholiken steht, befürwortet Reformen in der katholischen Kirche wie das Diakonat für Frauen. Die Einheit der katholischen Kirche sei wichtig, nationale Alleingänge in grundlegenden Reformfragen dürfe es nicht geben, betonte Wiesemann. Er selbst wolle sich nicht außerhalb stellen, sondern versuchen, innerhalb der Kirche etwas zu bewegen.