Gütersloh (epd). Ein Großteil der Schüler fühlt sich laut einer Umfrage an der Gestaltung des Schulunterrichts nur wenig beteiligt. So hätten 63 Prozent der befragten Schüler angegeben, selten oder nie darüber mitbestimmen zu können, welche Themen und Inhalte sie im Unterricht bearbeiten, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Donnerstag in Gütersloh bei der Veröffentlichung der Erhebung. 55 Prozent gaben demnach an, kaum Einfluss auf die verwendeten Methoden und Materialien nehmen zu können.
Die Stiftung plädiert daher dafür, über alle Schulformen hinweg jungen Menschen die Chance zur Mitgestaltung zu geben. Vor allem Ganztagsschulen zeigten, dass Mitbestimmung gelingen könne. Insgesamt gebe es jedoch Verbesserungsbedarf. Eine zukunftsfähige Schule sei ohne Beteiligung nicht mehr vorstellbar, sagte der Experte der Stiftung für schulische Bildung, Arne Halle.
Die Stiftung schlägt vor, dass Bundesländer den Schulen Instrumente zur Verfügung stellten, um Feedback von Schülern verbindlich und regelmäßig einzubeziehen. Nötig seien auch Konzepte für eine veränderte Lern- und Prüfungskultur, in der Schüler stärker mitbestimmten. Dafür bräuchten Schulen mehr Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung sowie flexiblere Lehrpläne. Außerdem sollten Schulleitungen und Lehrkräfte durch gezielte Angebote qualifiziert werden, mehr Beteiligung umzusetzen zu können. Bei der Umfrage hatten rund 40 Prozent angegeben, dass sie den Lehrkräften selten oder nie mitteilten, was sie am Unterricht gut oder schlecht fänden.
Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Motivation im Unterricht steige, wenn Schüler über Inhalte und Methoden mitentscheiden dürften, erklärte die Stiftung. Sie fühlten sich ernst genommen und übernähmen mehr Verantwortung für ihren Lernprozess. „Unsere Demokratie braucht engagierte junge Menschen, die gelernt haben, ihre Stimme zu erheben, unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen und Kompromisse zu finden“, erklärte die Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Brigitte Mohn.
Das Institut „iconkids & youth“ hatte im Auftrag der Bertelsmann Stiftung vom 8. November bis 1. Dezember vergangenen Jahres 1.044 Schüler an allgemeinbildenden Schulen im Alter von 12 bis 16 Jahren per Online-Interviews befragt.