Katholische Laien wollen sich "Krieg gegen Werte" entgegenstellen

Katholische Laien wollen sich "Krieg gegen Werte" entgegenstellen
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sorgt sich um Europa. Die Laienbewegung will den Zusammenhalt in der EU zu einem Schwerpunkt machen. Das Ziel: dem Krieg gegen Werte standhalten.

Berlin (epd). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert Gläubige zu mehr Engagement für den Zusammenhalt in Europa auf. In einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Erklärung des Präsidiums der katholischen Laienbewegung heißt es, Verständigung und Versöhnung über nationale Grenzen hinweg seien „angesichts wachsender nationalistischer Tendenzen wichtiger denn je“. Anlass der Erklärung ist auch der Krieg Russlands gegen die Ukraine, erläuterte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding.

Der Krieg sei ein „Krieg gegen Europa“, ein „Angriff auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Europa“, sagte Söding. In gleicher Weise äußerten sich die im deutschen Exil lebende russische Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa und der Politikwissenschaftler Carlo Masala. „Dieser Krieg in der Ukraine ist eigentlich der Krieg gegen die Werte“, sagte Scherbakowa, Mitgründerin der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Organisation „Memorial“. Dies werde in der russischen Propaganda „gepredigt“.

Masala sprach von „zwei Kriegen“: Einen militärisch gegen die Ukraine geführten und einen gegen die Gesellschaft in Europa. Letzteres sei „nicht so unerfolgreich“, fügte er mit Blick auf die Wahlergebnisse populistischer Parteien hinzu. Ziel der hybriden Kriegsführung sei es, immer größere Teile der Gesellschaft zu überzeugen, dass liberal-demokratische Systeme nicht geeignet seien, Probleme zu lösen, sagte der Hochschullehrer.

Die 27-seitige Erklärung mit dem Titel „Das Europa der Zukunft gestalten. Werte achten - Konflikte lösen - Verantwortung übernehmen“ appelliert vor diesem Hintergrund, die grundlegenden Werte der Europäischen Union zu stärken. Dazu gehörten Demokratie, soziale Marktwirtschaft, Nachhaltigkeit, Vielfalt, Sicherheit und globale Verantwortung. Zu den einzelnen Punkten definiert das Papier, welche Beiträge die katholische Kirche leisten kann, um diese Werte zu stärken, beispielsweise durch seelsorgerliche und karitative Arbeit oder die Überlegungen im Rahmen der kirchlichen Sozialethik.

Auf europäischer Ebene gebe die katholische Kirche kein gutes Bild ab, sagte ZdK-Vizepräsident Söding. Es gebe in einigen Ländern ein enges Verhältnis zwischen ihr und politischen Kräften, die nicht proeuropäisch sind, sagte der Theologieprofessor von der Ruhr-Universität Bochum und nannte als Beispiel Ungarn. Söding setzt daher nach eigenen Worten auf eine starke Bewegung katholischer Laien, die sich für den innereuropäischen Zusammenhalt engagiert.

An mehreren Stellen grenzt sich die Erklärung von rechtspopulistischen Ideen ab und verwahrt sich gegen eine Instrumentalisierung des Christentums. Man widerspreche allen Versuchen, das „christliche Abendland“ zu einem „Kampfbegriff“ zu machen, heißt es am Ende der Erklärung, in der drei „Perspektiven“ für Europa empfohlen werden. Sie lauten gemäß dem Untertitel der Erklärung „Werte achten“, „Konflikte lösen“ und „Verantwortung übernehmen“.