Düsseldorf (epd). Mehrere Hilfsorganisationen kritisieren vorgesehene Kürzungen im Bundeshaushalt bei der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit. Die Kürzungen würden Menschenleben fordern, sagte die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Mittwoch). „Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass weltweit 300 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind und sogar 800 Millionen Menschen hungern“, erklärte sie. Deutschland müsse zu seinen internationalen Versprechen und Vereinbarungen stehen: „Man lässt keinen Menschen verhungern. Punkt.“
Im Bundestag steht am Mittwoch die Entscheidung über die Etats des Auswärtigen Amtes und des Entwicklungsministeriums auf der Tagesordnung. Laut Haushaltsentwurf soll der Etat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kommendes Jahr um rund 330 Millionen auf 9,94 Milliarden Euro sinken. Bereits von 2024 auf 2025 war er um fast eine Milliarde Euro gekürzt worden.
Im dritten Jahr in Folge seien mehr als 300 Millionen Menschen aufgrund der wachsenden Zahl an Kriegen und Konflikten auf humanitäre Hilfe angewiesen, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, der Zeitung. Es sei schon vor den Kürzungen kaum möglich gewesen, auf die Not der Menschen angemessen zu reagieren. „Wie soll das gelingen, wenn weltweit ein Drittel der humanitären Helfer entlassen werden müssen?“, kritisierte er. Die dramatischen Kürzungen passten „in keiner Weise zur Weltlage“.
Die Hilfsorganisation „Save the Children“ kritisierte ebenfalls die vorgesehenen Einschnitte: „Die Kürzungen bei humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit sind bitter und treffen die Schwächsten am härtesten: Kinder in Konflikt- und Katastrophengebieten“, sagte der Geschäftsführer der Organisation in Deutschland, Florian Westphal, der „Rheinischen Post“. Wer die Welt sicherer machen wolle, müsse in eine gerechtere Zukunft für alle investieren. Die geplanten Hilfskürzungen kosteten schon jetzt Leben, kritisierte Westphal. Hunderte Gesundheits- und Ernährungsprogramme von „Save the Children“ in Ländern wie dem Sudan, Syrien oder Somalia könnten bereits nicht mehr weitergeführt werden.