Berlin (epd). Zunehmend mehr Menschen melden nach Angaben des AOK-Bundesverbands Behandlungs- und Pflegefehler. Im vergangenen Jahr seien den bundesweit elf Allgemeinen Ortskrankenkassen 16.600 Verdachtsfälle von Fehlern in Medizin und Pflege gemeldet worden, teilte der AOK-Bundesverband am Montag in Berlin mit. Ein Jahr zuvor seien es 16.064 gewesen.
Bei knapp 29 Prozent der 2024 abschließend bearbeiteten Fälle habe sich der Verdacht bestätigt, hieß es weiter. Das entspreche der Quote der Vorjahre. Auch das Regressvolumen für 2024 sei mit 49,73 Millionen Euro kaum verändert (2023: 50,8 Millionen Euro).
In einigen Fachgebieten seien Behandlungs- oder Pflegefehler noch immer nur schwer zu beweisen, bemängelte die AOK. Vor allem ein Nachweis bei Schäden durch Einnahme von Medikamenten sei „praktisch unmöglich“. AOK-Vorständin Carola Reimann erklärte, in solchen Bereichen müssten Patientinnen und Patienten „überhaupt erst einmal in die Lage versetzt werden, Ansprüche auf Schadenersatz durchsetzen zu können“.
Um die Position von Betroffenen in solchen Verdachtsfällen zu verbessern, schlug die AOK vor, die Beweislast zu reduzieren. Künftig solle es ausreichen, eine überwiegende Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent für einen aufgetretenen Fehler zu belegen. Derzeit hingegen müsse man beweisen, dass überhaupt ein Schaden vorliegt und dieser Schaden vollumfänglich durch einen Fehler verursacht wurde. Da Behandlungsunterlagen eine wichtige Grundlage der Beweisführung seien, forderte die AOK ein umfassendes Akteneinsichtsrecht für Patientinnen und Patienten.