Offenbach (epd). Die Frauenrechtlerin und Juristin Seyran Ates warnt vor zunehmender islamistischer Propaganda im öffentlichen Raum. Der radikale Islamismus gefährde die Demokratie in Deutschland, sagte Ates am Freitagabend auf einem Kongress der Internationalen Vereinigung für Religionsfreiheit (IARF) in der Frei-religiösen Gemeinde im hessischen Offenbach. Wenn christliche Kirchen ähnlich vorgehen würden, würde es einen Aufschrei geben. Die Verlierer seien liberale und progressive Muslime, die sich für Demokratie und ein friedliches Miteinander einsetzen.
Es müsse mehr Anstrengungen zur Bekämpfung des politischen Islam geben, fügte Ates hinzu. Man müsse den radikalen Islam genauso behandeln wie die extreme Rechte und Linke. Die Menschenrechtlerin betonte in ihrem Vortrag die Grenzen zwischen Religionsfreiheit und Toleranz. Konflikte entstünden, wenn liberale Menschenrechte, wie das Recht auf selbstbestimmte sexuelle Orientierung und Identität, mit dogmatischen oder fundamentalistischen Überzeugungen kollidieren.
Die in der Türkei geborene und in Berlin aufgewachsene Ates setzt sich für die Rechte muslimischer Frauen ein und wurde bei einem Anschlag 1984 lebensgefährlich verletzt. Ihren Beruf als Rechtsanwältin musste sie wegen Morddrohungen zeitweilig aufgeben. 2017 gründete die Muslimin die liberale Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in Berlin-Mitte, die im Winter 2023/2024 wegen Anschlagsdrohungen vier Monate lang schließen musste. Ates hat mehrere Bücher veröffentlicht und ließ sich zur Imamin ausbilden.
Die an diesem Sonntag zu Ende gehende Konferenz der IARF-Region Europa und Naher Osten steht unter dem Motto „Grenzen der Religionsfreiheit und Toleranz“. Die Konferenz wird unter Leitung der Frei-religiösen Gemeinde Offenbach ausgerichtet. Die vor 125 Jahren gegründete Internationale Vereinigung für Religionsfreiheit (IARF) setzt sich für die Förderung einer freien und liberalen Religion, die Förderung der Menschenrechte sowie den Schutz religiöser Minderheiten weltweit ein.



