Berlin (epd). Die Diakonie Deutschland hat bei einer Expertenanhörung der neuen Sozialstaatskommission dafür geworben, künftig verschiedene staatliche Hilfen zu bündeln. „Viele Menschen in Armutslagen nutzen nicht in vollem Umfang die Sozialleistungen, auf die sie einen Anspruch haben, während gleichzeitig enorme Summen in einer ineffizienten Verwaltung versickern“, teilte die Diakonie am Freitag in Berlin mit. Das lasse sich ändern, wenn Leistungen gebündelt und zentral beantragt werden könnten.
Zugleich warb die Diakonie dafür, die Expertise der Wohlfahrtsverbände bei der geplanten Sozialstaatsreform intensiv zu nutzen. „Unsere Beratungsstellen kennen die vielfältigen Hürden bei der Antragstellung für Sozialleistungen und das Dickicht überbordender Bürokratie. Mit dieser Praxiserfahrung und Kompetenz kann die Diakonie zur Verwirklichung eines bürgernahen, effizienten und verlässlichen Sozialstaats beitragen“, betonte Präsident Rüdiger Schuch.
Gerade bei den verschiedenen Leistungen für Familien wie Kinderzuschlag, Elterngeld, Unterhaltsvorschuss, Kindergeld und Bürgergeld verlören Anspruchsberechtigte schnell den Überblick: „Leistungen bleiben ungenutzt, Fehler führen zu Rückforderungen“, sagte die Vorständin Sozialpolitik, Elke Ronneberger. „Wir brauchen vor Ort eine einfach zugängliche Existenzsicherungsstelle, die das Zuständigkeitswirrwarr beendet.“ Künftig müsse gelten: Ein Antrag, ein Bescheid.
Die Diakonie schlug zudem ein neues Modell für Menschen vor, die sozialversicherungspflichtig erwerbstätig sind und ergänzend zu ihrem niedrigen Einkommen Bürgergeld erhalten. Sie nennt es „Sozialdividende - Steuerklasse 7“. Es sichere Menschen zuverlässig ab und sorge dafür, dass sich jeder zusätzlich verdiente Euro lohne.