Deutsch nach Russisch am weitesten verbreitet in Europa

Deutsch nach Russisch am weitesten verbreitet in Europa
Im außereuropäischen Ausland wächst das Interesse an der deutschen Sprache. Innerhalb Europas ist die Lage dagegen sehr unterschiedlich.

Berlin (epd). Die deutsche Sprache ist nach Angaben der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung nach Russisch die am meisten gesprochene Sprache in Europa. Schätzungen gingen von rund 95 Millionen Menschen aus, die Deutsch als Erstsprache nutzen, weitere 30 Millionen Menschen als Zweitsprache. Aktuell werde Deutsch in 15 europäischen Ländern gesprochen, davon in sieben Staaten als Amtssprache, sagte die Sprachwissenschaftlerin Rita Franceschini von der Universität Bozen am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des vierten Akademie-Berichts zur Lage der deutschen Sprache.

In den Kernländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Liechtenstein habe das Deutsche seine „institutionell gefestigte Rolle mit Integrationskraft“ behalten, sagte Franceschini als Projektleiterin des Akademie-Berichts. In „Sprachinsel-Gebieten“ wie etwa in Polen, Russland, Tschechien und der Ukraine sehe es etwas anders aus.

Co-Projektleiterin Christa Dürscheid von der Universität Zürich sprach sich für eine bessere Förderung der deutschen Sprache im Ausland aus. Schließungen von Goethe-Instituten müsse gegengesteuert werden. Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) helfe mit seinen Stipendien an ausländische Wissenschaftler bei der Verbreitung der deutschen Sprache, sagte Dürscheid. Ihr Kollege Ludwig Eichinger von der Universität Mannheim forderte eine bessere finanzielle Ausstattung der auswärtigen Kulturpolitik, die unter anderem den Deutsch-Unterricht an Schulen im Ausland mitfinanziert.

Im vierten Sprachbericht der Akademie seit 2013 widmen sich 22 Sprachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler speziell der Verbreitung der deutschen Sprache in Europa. Neben „Länder-Steckbriefen“ gibt es länderübergreifende Themen wie den Deutsch-Unterricht in „mehrsprachigen Konstellationen“ wie in der Schweiz und Liechtenstein.

Franceschini betonte, es sei sehr schwierig, genaue Zahlen über Deutsch-Sprechende zu ermitteln. Sie verwies auf sehr unterschiedliche Erhebungsmethoden in den einzelnen Ländern. Während der Gebrauch des Deutschen in den europäischen Randgebieten teilweise zurückgehe, könne in anderen Bereichen eine Zunahme festgestellt werden. Eichinger verwies darauf, dass auch durch Migration in die „Kernländer“ die Gesamtzahl der Deutschsprechenden anwachse.

Laut der im Juli vom Goethe-Institut veröffentlichten Trendanalyse wächst die Nachfrage nach Deutsch-Kursen vor allem außerhalb Europas. Dies gelte für Länder, in denen Deutschland als attraktives Arbeits- oder Ausbildungsland wahrgenommen werde, etwa in Ägypten, Indien, Kenia und Kolumbien. In Ländern wie Kamerun, Marokko, Nepal oder Usbekistan wird demnach Deutschlernen mit beruflicher Mobilität und Zukunftsperspektiven in Deutschland verknüpft.

Die Zahl der Sprachkursteilnehmer in Goethe-Instituten weltweit lag 2024 bei rund 267.000 (2023: 270.000). Die Zahl der Deutschprüfungen bei Goethe und Kooperationspartnern stieg gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf rund 1,1 Millionen.