Düsseldorf (epd). Die Zusammensetzung der Enquetekommission zur Corona-Pandemie stößt auf heftige Kritik der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die Zusammensetzung zeige, dass die Interessen hochbetagter, pflegebedürftiger und sterbender Menschen bei der Aufarbeitung der Corona-Pandemie keine Rolle spielten, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der „Rheinischen Post“ (Dienstag). Die Enquetekommission besteht aus 14 Abgeordneten der Bundestagsfraktionen sowie 14 externen Fachleuten unter anderem aus den Bereichen Medizin, Wirtschaftswissenschaften und Jura sowie aus Landes- und Kommunalverwaltungen.
Brysch kritisierte, in der Kommission sei keine gründliche, transparente und selbstkritische Aufarbeitung gewährleistet. „Dabei ist es längst überfällig, dass die Corona-Maßnahmen in der Langzeitpflege auf den Prüfstand gestellt werden“, sagte der Vorstand der in Dortmund ansässigen Stiftung Patientenschutz.
Bis heute fehlten Anstrengungen, verbindliche Schutzkonzepte für pandemische Notlagen in der Langzeitpflege zu entwickeln, beklagte Brysch und forderte: „Für zukünftige Pandemien müssen im Fall von Ketteninfektionen Ausweichquartiere, ein tägliches Testregime für alle und medizinisch-pflegerische Taskforces verpflichtend vorgehalten werden.“ Pflegeeinrichtungen dürften nie wieder zu Hochrisikozonen werden. „Der Bund muss endlich aus seinen Versäumnissen in der Corona-Krise die richtigen Schlüsse ziehen und sich für den erneuten Ernstfall wappnen.“
Der Bundestag hatte die Einsetzung der Enquetekommission „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ im Juli beschlossen. Sie nahm am Montag ihre Arbeit auf. Die Kommission soll das staatliche Handeln in der Corona-Zeit untersuchen, aber auch soziale und wirtschaftliche Aspekte sowie Fragen der Kommunikation beleuchten. Außerdem sollen Empfehlungen zu Vorsorge und Prävention für künftige Pandemien gegeben werden. Der Abschlussbericht soll bis Ende Juni 2027 vorliegen.