Volkshochschulen kritisieren Stopp von Programm für gering Gebildete

Volkshochschulen kritisieren Stopp von Programm für gering Gebildete

Bonn (epd). Der Deutsche Volkshochschul-Verband fürchtet um Bildungschancen für Erwachsene mit geringen Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Bund-Länder-Initiative „Nationale Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ unterstütze seit 2016 Menschen mit schlechten Lese- und Schreibkenntnissen, mangelnden Kenntnissen im elementaren Rechnen und Problemen in anderen grundlegenden Wissensbereichen beim Lernen, teilte der Verband am Montag zum Weltalphabetisierungstag mit. Die Initiative ende im kommenden Jahr und eine Fortsetzung sei derzeit nicht absehbar. „Das ist volkswirtschaftlich und gesellschaftspolitisch gleichermaßen untragbar“, kritisierte Verbandsdirektorin Julia von Westerholt.

Die Verbandsdirektorin verwies auf wissenschaftliche Erkenntnisse, wonach jeder und jede fünfte Erwachsene in Deutschland über eine zu geringe Kompetenz in der Schriftsprache verfüge und das leistungsschwächste Zehntel der Bevölkerung in Deutschland im internationalen Vergleich „auffallend geringe Lesekompetenzen“ habe. Zwei Drittel der Personen mit Hauptschulabschluss hätten nur geringe Lesekenntnisse. „Diese Personen sind lediglich in der Lage, einzelne Sätze und sehr kurze, einfache Texte zu lesen“, erklärte der Volkshochschul-Verband.

„Mit Blick auf die mittel- und langfristigen Entwicklungen am Arbeitsmarkt können wir es uns nicht leisten, so viele Menschen einfach abzuschreiben“, hob von Westerholt hervor. Mitten im demografischen Wandel und trotz Arbeitskräftemangels in vielen Branchen übergehe die Regierung eine Bevölkerungsgruppe, die mit Nachqualifizierung den Einstieg in den Arbeitsmarkt oder den Umstieg in Jobs mit Zukunft schaffen könnte, erläuterte sie.